Paypal Käuferschutz: Kundensicherheit oder Betrugsfalle?

Bereits seit 2008 bietet der Zahlungsdienstleister Paypal einen Käuferschutz für Zahlungen von Waren und Dienstleistungen an und wirbt mit erhöhtem Schutz für Verbraucher. Dass die Kundensicherheit dadurch tatsächlich gesteigert wurde lässt sich unstreitig bejahen, doch die Funktion schafft auch Raum für neue Betrugsmaschen. Besonders die Verkäufer trifft ein hohes Risiko.

Wie der Paypal Käuferschutz funktioniert, welche Gebühren anfallen und vor welchen Betrügereien man unbedingt gewarnt sein sollte, zeigt dieser Beitrag.

I. Wie funktioniert der Käuferschutz bei Paypal?

Um den Paypal Käuferschutz wahrnehmen zu können, müssen Kunden die Funktion „Für Waren und Dienstleistungen“ wählen, denn bei einem Geldtransfer an „Freunde und Familie“ greift der Service nicht. Wird auf diesem Wege etwas von einem Verkäufer erworben, hat der Kunde, bei Vorliegen der entsprechenden Voraussetzungen, einen Anspruch auf Rückerstattung des Kaufpreises, sowie der bereits bezahlten Versandkosten. Paypal entscheidet nach vorherigem Antrag des Erwerbers, ob ein solcher Anspruch vorliegt, wobei gegen die Entscheidung ein Widerspruch eingelegt werden kann. [1]

Der Einfluss von Paypal in Deutschland:

Paypal Käuferschutz

Online-Käufe über PayPal (DE, 2024)

28,5%
Beliebteste Online-Zahlungsart
Quelle: EHI „Online-Payment 2025“ (Marktanteil 2024).

Aktive PayPal-Konten in Deutschland

35 Mio
geschätzte aktive Kundenkonten
Quelle: PayPal Unternehmensangaben (DE-Seite für Behörden/Branchenlösungen).

II. Wann greift der Paypal Käuferschutz?

Es müssen bestimmte Voraussetzungen vorliegen, damit der Käuferschutz greift und ein Anspruch auf Rückerstattung besteht:

  1. Beanstandungsfreies Konto (d.h. keine Beteiligung an illegalen Aktivitäten)

  2. Bezahlung des Artikels mit dem Paypal Konto

  3. Artikel gar nicht erhalten bzw. anderen Artikel erhalten als bestellt

  4. Antragsstellung innerhalb von 180 Tagen nach der Zahlung

  5. Einreichung relevanter Unterlagen innerhalb der Frist

  6. Keine anderweitige Rückerstattung des Kaufpreises

Achtung: In seinen Nutzungsbedingungen schließt Paypal bestimmte Transaktionen gänzlich vom Käuferschutz aus, ein Anspruch aus diesem besteht also nie, selbst wenn ein Artikel nicht geliefert wird.

Darunter zählt der Kauf von:

  • Grundstückseigentum oder Fahrzeugen

  • Geschenkgutscheinen

  • Gold, Finanzprodukten, Investitionen

Sowie unter anderem: 

  • Wetten oder Gewinnspiele (auch legale Online-Casinos)

  • Spenden oder Zahlungen an staatliche Einrichtungen

III. Wie hoch sind die Gebühren bei Paypal Käuferschutz?

Die Gebühren für den Paypal Käuferschutz zahlt der Verkäufer und zwar dann, wenn der Käufer einen Käuferschutzantrag bei Paypal stellt oder über seinen Kreditkartenanbieter eine Rückbuchung bei seiner Bank veranlassen möchte, der Konflikt nicht im Verfahren beigelegt wird und die Entscheidung zu Lasten des Verkäufers ausfällt.

Die Höhe richtet sich dabei nach dem Verhältnis aller Käuferschutzanträge in Bezug auf den Verkäufer bei Paypal und dem Gesamtumsatz in den letzten drei Monaten. Daraus ergibt sich die sogenannte „Konfliktquote“. Ist diese höher als 1,5 %, berechnet Paypal dem Verkäufer die „Konfliktgebühr bei hohem Volumen“, in allen anderen Fällen die „Standard-Konfliktgebühr“.
Die Standard-Konfliktgebühr beträgt 14 €. [2]

IV. Wie läuft das Verfahren?

Problemmeldung
Problemmeldung innerhalb von 180 Tagen nach Zahlung über das Konfliktlösungs-Portal von Paypal. Dabei wird versucht, das Problem mit dem Verkäufer direkt zu klären. Paypal behält das bezahlte Geld auf dem Konto des Verkäufers, bis eine Entscheidung gefallen ist.
Käuferschutzantrag
Stellen eines Käuferschutzantrags innerhalb von 20 Tagen nach der Problemmeldung.
Unterlagen einreichen
Einreichung relevanter Unterlagen innerhalb einer von Paypal gesetzten Frist. Dazu können zählen: Belege, Bewertungen von Drittanbietern oder polizeiliche Berichte.
Rücksendung
Rücksendung des Artikels, falls ein falscher Artikel geliefert wurde, innerhalb einer von Paypal benannten Frist.
Entscheidung
Entscheidung von Paypal nach Prüfung der Unterlagen und der Informationen beider Seiten.
Widerspruch
Widerspruch ist möglich, wenn neue Informationen vorliegen oder die Entscheidungsfindung fehlerhaft war.

V. Folgen für den Verkäufer

Hat der Antrag des Käufers auf Käuferschutz Erfolg, hat dies für den Veräußerer scharfe Konsequenzen:

Der Veräußerer…

  • verliert den vollen Kaufpreis des Artikels und die ursprünglichen Versandkosten

  • erhält keine Rückzahlung der Paypal-Gebühren

  • erhält den Artikel möglicherweise nicht zurück oder muss die Kosten der Rücksendung tragen

  • muss eine Konfliktgebühr bezahlen

Unfaire Entscheidungsfindung?

Viele Unternehmen bemängeln, dass Paypal im Streitfall fast immer zu Gunsten des Käufers entscheidet, um ein kundenfreundliches Image zu bewahren. Dagegen schafft auch der ebenfalls angebotene „Verkäuferschutz“ wenig Abhilfe, denn die Voraussetzungen seien zu streng. Das Unternehmen muss nachweisen, dass die Ware an die richtige Adresse versendet und dem richtigen Adressaten übergeben wurde. Doch selbst dann entscheidet Paypal in der Praxis häufig für den Kunden. [3]

Immerhin: Der BGH hat entschieden, dass Paypal-Entscheidungen keinen rechtskräftigen Anspruch begründen. Der Verkäufer könnte also auf dem Zivilrechtsweg klagen, wenn Paypal eine Rückzahlung vornimmt.

Die ganze Entscheidung aus 2017 lesen Sie hier.

VI. Paypal Käuferschutz Betrug

Eigentlich soll die Käuferschutzfunktion für mehr Sicherheit für den Kunden sorgen, doch zahlreiche vermeintliche Käufer missbrauchen diese und schaffen so ein Problem für Verkäufer. Auch Plattformen wie Kleinanzeigen oder Vinted ist der Paypal Betrug mit Käuferschutz eine weit verbreitete Gefahr.

Die am meisten genutzten Maschen im Überblick:

„Die Abholfalle”

Der Käufer gibt an, für seine eigene Sicherheit den Artikel mit der „Waren- und Dienstleistungsfunktion“ bezahlen zu wollen und übernimmt dafür sogar die Gebühren. Er schickt jemanden, um die Ware persönlich abzuholen und meldet später bei Paypal, den Kaufgegenstand nicht erhalten zu haben. Paypal wird in der Folge vom Verkäufer einen Nachweis verlangen, dass dieser die Sache versendet oder übergeben hat, welcher in der Regel fehlen wird. [4]

Schutz: Bei Abholung nur Bargeld akzeptieren oder die Sache verschicken und Versandbeleg aufbewahren.

„Die Familien-Falle”

Bei dieser Masche überredet der Veräußerer den Erwerber, bei Paypal die „Familien und Freunde“-Funktion zu nutzen, um ihm Gebühren zu ersparen. Ist die Ware bezahlt, bucht der Betrüger das Geld direkt von Paypal ab und löscht sein Konto. Die Ware erhält der Kunde nicht, ein Käuferschutzantrag kommt nicht in Betracht, da dafür die „Waren- und Dienstleistung“-Funktion gewählt werden muss. [5]

Schutz: Käuferschutz-Funktion wählen, bei Abholung Bar zahlen

„Erfundener Mangel”

Bei diesem Betrug entscheidet sich der Käufer für die sichere Funktion mit Käuferschutz. Nach Erhalt der Ware meldet er ein Problem bei Paypal und behauptet, die Sache wäre beschädigt. Da der Nachweis eines fehlerfreien Artikels, insbesondere bei gebrauchten Waren, schwer zu erbringen ist und Paypal in aller Regel bei Zweifeln zu Gunsten des Käufers entscheidet, muss der Verkäufer das Geld zurückzahlen. Der Käufer sendet die Ware hingegen nicht zurück, löscht das Konto und blockiert den Verkäufer. Paypal erachtet den Fall als abgeschlossen. [6]

Schutz: Paypal schriftlich kontaktieren, eine Anzeige erstatten oder an einen Anwalt wenden.

„Versehentliche Zahlung”

Bei dieser Betrugsmasche spielt die Käuferschutz-Funktion eine zentrale Rolle. Der Betrüger schickt einer fremden Person unter Nutzung der Waren- und Dienstleistungsfunktion einen Geldbetrag und wenig später eine Nachricht, man habe sich vertippt und möchte das Geld zurück. Schickt der Betroffene die Zahlung nun über die „Familien und Freunde“-Funktion, wird der Betrüger die ursprüngliche Zahlung als Problem melden und unter Umständen von Paypal das Geld zurückgebucht bekommen. Das Opfer hat jedoch keinen Käuferschutz für seine Transaktion. [7]

Schutz: Nutzung der „Rückzahlung senden“-Funktion.

Mehr zur Vinted Betrugsmasche, Warenbetrug und wie man sich schützt oder dem Ebay Privatverkauf finden Sie in unseren Lexikonbeiträgen.

VII. Fazit: Schutzmaßnahme mit Verbesserungsbedarf

Der Paypal Käuferschutz gibt dem Verbraucher beim Online-Kauf im Internet Sicherheit, die tatsächlich bestellte Ware auch zu erhalten. Doch für viele Unternehmen, die die Gebühren dafür tragen müssen, kann er zu einer Belastung werden, gerade wenn die Entscheidung vorschnell zu Gunsten des Käufers getroffen wird. Der Verkäufer zahlt dann Gebühren, hat den Kaufpreis zu erstatten und erhält die Ware unter Umständen nicht zurück. Eine sorgfältigere Prüfung durch Paypal und ein umfassenderer Schutz für Verkäufer wäre wünschenswert. Auch neue Betrugsmaschen, vor allem beliebt auf Plattformen wie Kleinanzeigen oder Vinted sind entstanden, wobei hier der Nutzen wohl den neuen Gefahren überwiegt, da die Funktion den Käufer davor schützt, Geld zu senden und im Gegenzug keine Ware zu enthalten.

VIII. FAQ zum Paypal Käuferschutz

Käufer müssen beim Bezahlen die Funktion „Waren und Dienstleistungen“ wählen. Liegt ein Problem vor (z. B. Ware nicht erhalten), können sie innerhalb von 180 Tagen einen Antrag stellen und erhalten bei Erfolg Kaufpreis und Versandkosten zurück.

PayPal schließt bestimmte Transaktionen aus, etwa den Kauf von Immobilien, Fahrzeugen, Gutscheinen oder Finanzprodukten. Auch bei Zahlungen über „Freunde und Familie“ besteht kein Anspruch.

Die Konfliktgebühr zahlt der Verkäufer, wenn ein Antrag zu seinen Lasten ausgeht. Sie beträgt derzeit 14 € je Fall.

Ja, zunächst kann Widerspruch eingelegt werden. Zudem hat der BGH entschieden, dass PayPal-Entscheidungen keine rechtskräftigen Urteile sind, eine Klage vor Zivilgerichten bleibt also möglich.

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Max Scherer

Studium:

  • Student der Rechtswissenschaften an der Universität Augsburg
  • Schwerpunktbereich: Kriminalwissenschaften
  • Auslandsaufenthalt am Chicago-Kent College of Law (USA)

Jurawelt:

  • Redakteur & Studentischer Mitarbeiter
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