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Regressanspruch – Definition, Bedeutung, Beispiele, Regresstechniken

Ein Regressanspruch bezeichnet im Zivilrecht das Recht einer Partei, eine andere Partei aufgrund einer bereits erbrachten Leistung in Anspruch zu nehmen. Der Begriff „Regress“ stammt vom lateinischen „regressus“ und bedeutet „Rückkehr“ oder „Rückgriff“. Im deutschen Recht ist der Regressanspruch eng mit dem Schadensersatzrecht verknüpft und ermöglicht es dem Leistenden, sich von einem Dritten für erbrachte Zahlungen oder Leistungen schadlos zu halten.

I. Was ist ein Regressanspruch?

Ein Regressanspruch ermöglicht es einer Partei, nach der Erfüllung einer Leistungspflicht einen Teil oder die gesamte erbrachte Leistung von einem Dritten zurückzufordern. Solche Ansprüche entstehen typischerweise in Situationen, in denen eine Partei – häufig ein Versicherer – eine Leistung erbringen muss, obwohl die Verantwortung für den Schaden eigentlich bei einem Dritten liegt. Der Regressanspruch stellt somit sicher, dass derjenige, der letztlich für den Schaden verantwortlich ist, die finanziellen Folgen trägt.

Die Entstehung eines Regressanspruchs ist eng mit der Verpflichtung einer Partei zur Schadensregulierung verbunden. Diese Verpflichtung kann vertraglich oder gesetzlich begründet sein. Ein häufiges Beispiel ist der Bereich der Versicherungen. Wenn ein Versicherungsnehmer einen Schaden verursacht, muss die Versicherung in der Regel zunächst den Geschädigten entschädigen, um dessen Ansprüche zu erfüllen. Hat der Versicherungsnehmer jedoch durch eine Handlung wie grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz den Schaden verschuldet, kann die Versicherung anschließend einen Regressanspruch gegen ihn geltend machen.

Ein typisches Szenario, in dem ein Regressanspruch entsteht, ist der Verkehrsunfall unter Trunkenheit im Straßenverkehr. Wenn der Versicherungsnehmer einen Unfall verursacht, wird die Kfz-Haftpflichtversicherung zunächst den Schaden des Geschädigten übernehmen. Dies geschieht, um den Geschädigten finanziell abzusichern und sicherzustellen, dass der entstandene Schaden gedeckt ist. Gleichzeitig prüft die Versicherung jedoch, ob der Unfall unter Umständen stattfand, die dem Versicherungsnehmer angelastet werden können – wie etwa das Fahren unter erheblichem Alkoholeinfluss. Ist dies der Fall, nimmt die Versicherung den Versicherungsnehmer in Regress, was bedeutet, dass sie einen Teil der Schadenssumme oder sogar die gesamte Zahlung vom Versicherungsnehmer zurückfordert.

Der Regressanspruch dient damit der Gerechtigkeit und dem Ausgleich im Schadensrecht. Er stellt sicher, dass derjenige, der den Schaden tatsächlich verursacht hat, letztlich dafür haftet. Dabei ist der Regressanspruch nicht nur auf den Bereich der Versicherungen beschränkt. Er findet auch in vielen anderen Rechtsbereichen Anwendung, wie im Arbeitsrecht, wo ein Arbeitgeber unter bestimmten Umständen Regressansprüche gegen einen Arbeitnehmer erheben kann, oder im Gesellschaftsrecht, wo Gesellschafter untereinander Rückgriff nehmen können.

 

II. Regressanspruch Definition und Bedeutung

Ein Regressanspruch umfasst das Recht einer Partei, nach der Erbringung einer Leistung diese von einer anderen Partei zurückzufordern, die eigentlich für die Leistung verantwortlich ist. Dieser Rückgriff, der oft als „Regress“ bezeichnet wird, ist in der deutschen Rechtspraxis fest verankert und dient als Schutzmechanismus für den Leistenden.

Der Regressanspruch kann sich sowohl aus vertraglichen Vereinbarungen als auch aus gesetzlichen Bestimmungen ergeben. Vertragliche Regressansprüche entstehen, wenn zwei oder mehr Parteien vertraglich verpflichtet sind und eine Partei aufgrund des Fehlverhaltens einer anderen Partei eine Leistung erbringen muss.

Ein Beispiel, das die Bedeutung des Regressanspruchs verdeutlicht, ist der sogenannte Gesamtschuldnerausgleich im Zivilrecht. Wenn mehrere Personen gemeinsam für eine Schuld haften, aber nur einer der Schuldner die gesamte Schuld begleicht, kann dieser vom oder den anderen Schuldnern anteilig Ausgleich verlangen – das ist ein typischer Regressanspruch (vgl. § 426 Absatz 2 Satz 1 BGB). Hierbei ist der Regressanspruch entscheidend, um sicherzustellen, dass derjenige, der letztlich die Zahlung geleistet hat, nicht übermäßig belastet wird und die Last gerecht auf alle Beteiligten verteilt wird.

 

III. Gesetzliche Grundlagen und Regresstechniken

Verschiedene Regresstechniken sind gesetzlich verankert und bieten den Rechtsrahmen für den Rückgriff auf Dritte. Diese Regresstechniken greifen in unterschiedlichen rechtlichen Kontexten und dienen dazu, die Last der Schadensregulierung gerecht zu verteilen. Im Folgenden werden die verschiedenen Regresstechniken, die im Rahmen von Regressansprüchen eine Rolle spielen, im Detail vorgestellt.

 

1. Gesetzlicher Forderungsübergang (Legalzession)

Der gesetzliche Forderungsübergang oder Legalzession (cessio legis) ist die häufigste Form des Regresses. Hierbei geht der Anspruch gegen den ursprünglichen Schädiger nicht unter, sondern wird auf denjenigen übertragen, der die Leistung erbringt.

Gesetzliche Grundlage: § 86 Absatz 1 VVG (Versicherungsvertragsgesetz)

Beispiel: Ein Versicherungsunternehmen reguliert den Schaden eines Geschädigten. Nach der Regulierung geht der Schadensersatzanspruch des Geschädigten gegen den Schädiger auf die Versicherung über. Die Versicherung kann dann diesen Anspruch geltend machen und den Schädiger in Regress nehmen.

Bedeutung: Diese Technik stellt sicher, dass der Schädiger letztlich die finanzielle Verantwortung für den Schaden übernimmt, auch wenn zunächst eine Versicherung die Schadensregulierung vornimmt.

 

2. Gesamtschuldnerausgleich (§ 426 BGB)

Der Gesamtschuldnerausgleich tritt ein, wenn mehrere Personen für denselben Schaden gesamtschuldnerisch haften. Einer der Gesamtschuldner, der den gesamten Schaden begleicht, kann von den anderen Gesamtschuldnern anteiligen Ausgleich verlangen.

Gesetzliche Grundlage: § 426 BGB

Beispiel: Zwei Personen verursachen gemeinsam einen Schaden. Eine der beiden zahlt den vollen Schadensbetrag. Diese Person kann dann den anderen Gesamtschuldner in Regress nehmen, um die Hälfte des gezahlten Betrages zurückzufordern.

Bedeutung: Der Gesamtschuldnerausgleich verhindert, dass ein einzelner Schuldner die gesamte finanzielle Last trägt, wenn mehrere für den Schaden verantwortlich sind.

 

3. Regressanspruch im Bürgschaftsrecht (§ 774 BGB)

Im Bürgschaftsrecht hat der Bürge, der für die Verbindlichkeiten eines Hauptschuldners eingetreten ist, einen Regressanspruch gegen diesen Hauptschuldner. Der Bürge kann den Betrag, den er gezahlt hat, vom Hauptschuldner zurückfordern.

Gesetzliche Grundlage: § 774 BGB

Beispiel: Ein Bürge zahlt die Schulden eines Hauptschuldners an den Gläubiger. Nach der Zahlung geht der Anspruch des Gläubigers gegen den Hauptschuldner auf den Bürgen über, der diesen dann in Regress nehmen kann.

Bedeutung: Der Regress im Bürgschaftsrecht sichert den Bürgen ab, indem er ihm ermöglicht, seine Leistung vom Hauptschuldner zurückzufordern.

 

4. Unternehmerregress (§§ 478, 479 BGB)

Der Unternehmerregress findet im Kaufrecht Anwendung, insbesondere wenn ein Unternehmer gegenüber einem Verbraucher für Mängel haften muss und dann Rückgriff auf seinen Lieferanten nehmen möchte.

Gesetzliche Grundlage: §§ 478, 479 BGB

Beispiel: Ein Händler verkauft ein mangelbehaftetes Produkt an einen Verbraucher. Der Händler muss für den Mangel haften und kann anschließend den Lieferanten des Produkts in Regress nehmen, um den finanziellen Schaden auszugleichen.

Bedeutung: Der Unternehmerregress schützt Händler vor finanziellen Verlusten, wenn sie für die Mängel von Produkten haften müssen, die sie nicht selbst hergestellt haben.

 

5. Regressanspruch im Sozialrecht (§ 116 SGB X)

Im Sozialrecht ermöglicht § 116 SGB X den Sozialversicherungsträgern, die Kosten für erbrachte Sozialleistungen vom Schädiger zurückzufordern, wenn dieser für den Schaden verantwortlich ist.

Gesetzliche Grundlage: § 116 SGB X

Beispiel: Ein Arbeitnehmer erleidet durch das Verschulden eines Dritten einen Arbeitsunfall. Der Sozialversicherungsträger erbringt Leistungen, wie z.B. Krankengeld, und nimmt anschließend den Schädiger in Regress, um die erbrachten Leistungen zurückzufordern.

Bedeutung: Dieser Regressanspruch entlastet die Sozialversicherungsträger und stellt sicher, dass die finanziellen Folgen eines Schadens bei dem Schädiger verbleiben.

 

6. Regressanspruch nach Geschäftsführung ohne Auftrag (GoA) (§§ 677 ff. BGB)

Die Geschäftsführung ohne Auftrag (GoA) regelt die Rückforderung von Kosten durch eine Person, die ohne Auftrag, aber im Interesse einer anderen Person tätig wurde.

Gesetzliche Grundlage: §§ 677 ff. BGB

Beispiel: Ein Nachbar repariert ohne Auftrag das Dach eines Hauses, um größere Schäden zu verhindern. Er kann die entstandenen Kosten vom Hauseigentümer zurückfordern.

Bedeutung: Die GoA ermöglicht es, dass derjenige, der im Interesse eines anderen handelt und dabei Kosten verursacht, nicht auf diesen Kosten sitzen bleibt.

 

7. Gesellschafterregress

Der Gesellschafterregress ist ein spezifischer Regressanspruch im Gesellschaftsrecht, bei dem ein Gesellschafter, der für Verbindlichkeiten der Gesellschaft gehaftet und Zahlungen geleistet hat, Rückgriff auf die anderen Gesellschafter nehmen kann.

Gesetzliche Grundlage: §§ 126 Satz 1 HGB, 426 BGB (analog)

Beispiel: Ein Gesellschafter einer offenen Handelsgesellschaft (OHG) haftet persönlich für Schulden der Gesellschaft. Wenn dieser Gesellschafter die Schulden begleicht, kann er von den anderen Gesellschaftern den entsprechenden Anteil zurückfordern.

Bedeutung: Der Gesellschafterregress stellt sicher, dass die finanzielle Last im Rahmen der gesellschaftsrechtlichen Haftung gerecht auf alle Gesellschafter verteilt wird.

 

IV. Verjährung und Durchsetzung von Regressansprüchen

Regressansprüche unterliegen der regelmäßigen Verjährungsfrist von drei Jahren gemäß § 195 BGB. Die Frist beginnt in der Regel mit dem Ende des Jahres, in dem der Anspruchsteller Kenntnis von den Umständen erlangt hat, die den Regressanspruch begründen.

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