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Rechtfertigung: Definition & Bedeutung

Was bedeutet Rechtfertigung?

Im alltäglichen Sprachgebrauch wird der Begriff “Rechtfertigung” oft mit dem der Begründung gleichgesetzt. Doch in der philosophischen und rechtlichen Terminologie verbirgt sich hinter diesem Begriff eine spezifischere Bedeutung. Rechtfertigung bezieht sich stets auf das rational begründete Festlegen von Zwecken und Handlungsregeln. Diese Prozesse setzen das Ergründen und Erkennen von Sachverhalten voraus. Dabei geht es um das Aufdecken verborgener Verbindungen zwischen diesen Sachverhalten und menschlichen Handlungsbedürfnissen sowie Interessen.

Begründung vs. Rechtfertigung

Es ist jedoch wichtig, zwischen dem bloßen Begründen eines Sachverhalts und dessen Rechtfertigung zu unterscheiden. Die Begründung basiert auf dem ergründenden Erkennen und dient dazu, unsere Aussagen über das Wesen eines Sachverhalts zu untermauern. Die Rechtfertigung hingegen zielt darauf ab, rationale Grundlagen für das Festlegen von Zwecken und Handlungsregeln zu schaffen. Beide Konzepte – das Begründen aus ergründendem Erkennen und das rechtfertigende Begründen von Zwecksetzungen – sind unterschiedliche Arten der Begründung und sollten nicht miteinander verwechselt werden.

Rechtfertigung in der Philosophie und Religion

In der Philosophie bezieht sich der Begriff der Rechtfertigung im engeren Sinne auf die rationale Begründung von Zwecksetzungen und Handlungsregeln. Diese Art der Rechtfertigung ist essentiell für die intersubjektive Verständigung über Werte und Normen. Sie ermöglicht es uns, unsere Handlungen und Überzeugungen nicht nur darzulegen, sondern auch gegenüber anderen zu verteidigen und zu begründen.

Im christlichen Kontext, insbesondere in den Debatten zwischen Katholiken und Protestanten seit der Reformation durch Martin Luther, nimmt die Rechtfertigung eine zentrale Rolle ein. Hier geht es um die Rechtfertigung des Menschen vor Gott. Der von Paulus geprägte und von Augustinus weiterentwickelte Begriff der „Gerechtigkeit Gottes“ betrifft die Frage der Gnade und Gerechtigkeit Gottes gegenüber dem sündhaft geborenen Menschen sowie die Grundlage der Vergebung von Sünden. Das Ziel ist es, das durch die Ursünde Adams gestörte Verhältnis zwischen Mensch und Gott zu heilen. Hierbei ist die Frage von zentraler Bedeutung, ob diese Rechtfertigung durch eigenes Handeln und Taten – die sogenannte Werkgerechtigkeit – oder allein durch den Glauben an Tod und Auferstehung Jesu Christi erreicht werden kann.

Philosophische Perspektiven

In der Philosophie dient die Rechtfertigung als fundamentales Instrument zur Begründung von Zwecksetzungen und Handlungsregeln. Hierbei ist sie eng verknüpft mit der Frage nach der Richtigkeit oder Angemessenheit von Handlungen. Die philosophische Debatte dreht sich oft um die Frage, auf welcher Basis und mit welchen Argumenten eine Handlung oder Überzeugung als gerechtfertigt angesehen werden kann. Die Rechtfertigung steht somit im Zentrum ethischer Überlegungen, wo sie dazu dient, moralische Urteile zu begründen und zu verteidigen.

Theologische Interpretationen

In der christlichen Theologie nimmt die Rechtfertigung eine zentrale Rolle in der Erlösungslehre ein. Die Rechtfertigung des Menschen vor Gott ist ein Kernpunkt der theologischen Auseinandersetzungen, insbesondere seit der Reformation. Hierbei geht es um die Frage, wie der Mensch trotz seiner Sündhaftigkeit Gerechtigkeit vor Gott erlangen kann. Die beiden Hauptströmungen des Christentums, Katholizismus und Protestantismus, haben hierzu unterschiedliche Ansichten entwickelt.

Die katholische Kirche vertritt traditionell die Auffassung, dass sowohl der Glaube als auch gute Werke zur Rechtfertigung beitragen. Demgegenüber betonte Martin Luther in seinen reformatorischen Thesen die zentrale Bedeutung des Glaubens an die Gnade Gottes. Laut Luther kann der Mensch allein durch den Glauben an die erlösende Wirkung des Todes und der Auferstehung Jesu Christi gerechtfertigt werden. Werke, so Luther, seien zwar Ausdruck des Glaubens, könnten aber nicht zur Rechtfertigung vor Gott beitragen.

Die Rechtfertigungslehre hat weitreichende Implikationen für das christliche Verständnis von Ethik und Moral. Sie betrifft das Verhältnis zwischen Glauben und Handeln und wirft die Frage auf, inwiefern menschliches Tun Einfluss auf das Heil haben kann.

Abschließend lässt sich feststellen, dass die Rechtfertigung sowohl in der Philosophie als auch in der Theologie eine zentrale Rolle spielt. Sie ermöglicht die rationale Begründung und Verteidigung von Handlungen und Überzeugungen und ist somit ein unverzichtbares Instrument für die ethische und moralische Reflexion.

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