Die Entscheidung, eine Riester Rente zu kündigen, mag auf den ersten Blick als Ausweg aus hohen Gebühren, enttäuschenden Renditen oder drängendem finanziellen Bedarf erscheinen.
Doch Vorsicht: Ohne Verluste ist die Kündigung der Riester Rente selten möglich.
Wer über darüber nachdenkt, sollte sich bewusst machen, dass er damit nicht nur staatliche Zulagen und Steuervorteile verliert, sondern zumeist auch hohe Abschluss- und Verwaltungsgebühren in Kauf nimmt.
Bevor Sie also voreilig Ihre Riester Rente kündigen, sei es wegen unzufriedenstellender Renditen oder dem Wunsch nach einer schnellen Auszahlung des angesparten Kapitals, sollten Sie die rechtlichen und finanziellen Auswirkungen genau prüfen.
Die Kündigung der Riester Rente ist nämlich nicht nur mit der Rückzahlung sämtlicher staatlicher Förderungen verbunden, sondern auch mit zusätzlichen Kosten wie Abschlussgebühren und Verwaltungsgebühren, die in den ersten Jahren des Vertrags besonders ins Gewicht fallen. Zudem müssen sämtliche steuerlichen Vorteile, die Sie durch den Sonderausgabenabzug (vgl. § 10a Absatz 1 Satz 1 EStG) erhalten haben, in voller Höhe erstattet werden – eine Belastung, die den Rückkaufswert erheblich schmälert.
Welche Alternativen gibt es? Kann man ohne Verlust die Riester Rente kündigen? Oder lohnt sich vielleicht doch eher ein Anbieterwechsel oder eine Beitragsfreistellung, um die Vorteile der staatlichen Förderung zu erhalten?
Table of Contents
I. Riester Rente kündigen: Die wichtigsten Fakten
Zunächst einmal die zentralen Thematiken des Artikels im Überblick:
- Schädliche Verwendung und Rückzahlungen: Eine Kündigung wird als „schädliche Verwendung“ (vgl. § 93 EStG) eingestuft, was bedeutet: Alle erhaltenen Zulagen (vgl. § 84 EStG) und Steuervergünstigungen (vgl. § 10a EStG) müssen zurückgezahlt werden. Besonders bei langjährigen Verträgen kann dies den Rückkaufswert erheblich reduzieren.
- Hohe Zusatzkosten: Bereits gezahlte Abschluss- und Verwaltungsgebühren bleiben verloren. Zusätzliche Bearbeitungsgebühren und mögliche Verluste bei fondsgebundenen Verträgen belasten den Rückkaufswert weiter.
- Nachträgliche Besteuerung: Kapitalerträge wie Zinsen und Fondsgewinne werden bei Auszahlung nachträglich versteuert (vgl. § 22 EStG). Diese Abzüge mindern die ohnehin schon reduzierte Auszahlungssumme zusätzlich.
- Pfändungsschutz entfällt: Riester-Verträge bieten besonderen Schutz vor Pfändung (vgl. § 851c ZPO). Dieser Vorteil geht mit der Kündigung verloren, was das Guthaben angreifbar für Gläubiger macht.
- Bessere Alternativen: Beitragsfreistellung, Anbieterwechsel oder die Nutzung des Kapitals für eine Immobilie über Wohn-Riester (vgl. § 93 EStG) bieten oft sinnvollere Wege, um Verluste zu vermeiden.
- Reformchancen 2025: Ab 2025 geplante Reformen könnten die Riester-Rente attraktiver machen. Höhere Fördergrenzen und neue Anlagemöglichkeiten wie ETFs könnten den langfristigen Nutzen deutlich steigern.
II. Rechtliches: Riester Rente kündigen – was Sie beachten müssen
Verlust von Zulagen und Steuervorteilen
Eine Kündigung der Riester-Rente wird rechtlich als „schädliche Verwendung“ (vgl. § 93 EStG) eingestuft. Das bedeutet, dass alle erhaltenen staatlichen Zulagen (vgl. § 84 EStG) und steuerlichen Vorteile (vgl. § 10a EStG) vollständig zurückgezahlt werden müssen. Diese Rückforderung kann den Rückkaufswert drastisch reduzieren, da sie direkt vom angesparten Kapital abgezogen wird. Besonders gravierend wird dies, wenn über Jahre hohe Zulagen aufgelaufen sind.
Neben der Rückzahlung der Förderung gehen auch steuerliche Vorteile verloren, die durch den Sonderausgabenabzug gewährt wurden. Die steuerliche Nachbelastung kann insbesondere bei langjährigen Verträgen zusätzlich erheblich ins Gewicht fallen. Dadurch liegt der verbleibende Auszahlungsbetrag oft weit unter den ursprünglich eingezahlten Beiträgen.
Ein Beispiel: Selbst bei einem Guthaben von über 20.000 € kann nach Abzug der Förderungen und Steuervorteile sowie weiterer Kosten deutlich weniger als die Hälfte übrig bleiben. Dieser Verlust macht deutlich, warum eine Kündigung der Riester-Rente gut durchdacht sein sollte. Alternativen wie Beitragsfreistellung oder Anbieterwechsel bieten oft bessere Lösungen, um die Vorteile der staatlichen Förderung zu erhalten und Verluste zu vermeiden.
Abschluss- und Verwaltungskosten
Riester-Verträge zeichnen sich oft durch hohe Abschluss- und Verwaltungskosten aus, die vor allem in den ersten Vertragsjahren besonders ins Gewicht fallen. Diese Kosten werden über einen längeren Zeitraum mit den eingezahlten Beiträgen verrechnet, was den Aufbau des angesparten Kapitals in der Anfangsphase erheblich bremst.
Eine vorzeitige Kündigung verschärft diesen Effekt: Bereits gezahlte Abschlussgebühren können nicht zurückgefordert werden und bleiben unwiederbringlich verloren.
Hinzu kommen Bearbeitungsgebühren, die Anbieter bei einer Vertragsauflösung berechnen dürfen. Diese zusätzlichen Kosten reduzieren den Rückkaufswert weiter, sodass die Auszahlung häufig weit unter den Erwartungen liegt. Besonders bei Riester-Rentenversicherungen, die fondsgebunden sind, kann sich der Rückkaufswert durch ungünstige Marktentwicklungen weiter verringern.
Wer über eine Kündigung nachdenkt, sollte sich daher bewusst machen, dass diese Kostenstruktur langfristig erhebliche Verluste verursachen kann – eine Alternative wie die Beitragsfreistellung kann hier oft die bessere Wahl sein.
Nachträgliche Besteuerung des Kapitals
Die Kündigung eines Riester-Vertrags bringt nicht nur die Rückzahlung von Zulagen und Steuervorteilen mit sich, sondern auch steuerliche Konsequenzen. Kapitalerträge, die während der Laufzeit des Vertrags erzielt wurden – wie Zinsen oder Fondsgewinne – unterliegen bei der Auszahlung der Riester Rente der nachgelagerten Besteuerung. Diese wird als „sonstige Einkünfte“ (vgl. § 22 EStG) behandelt und ist in der Steuererklärung anzugeben.
Besonders langjährige Verträge mit hohen Erträgen können von dieser steuerlichen Nachbelastung stark betroffen sein, da die einbehaltenen Beträge die ohnehin bereits reduzierte Auszahlungssumme weiter schmälern. Dies macht die Kündigung der Riester Rente für viele Sparer noch unattraktiver, da am Ende oft nur ein Bruchteil des ursprünglich angesparten Kapitals übrig bleibt. Die steuerlichen Abzüge erfolgen zusätzlich zu den ohnehin fälligen Rückzahlungen der staatlichen Förderung, was die finanzielle Belastung bei einer Kündigung erheblich verstärkt. Eine vorherige Kalkulation des Rückkaufswerts, einschließlich der zu erwartenden Steuern, ist daher entscheidend, um böse Überraschungen zu vermeiden.
Alternativen zur Kündigung
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, das in der Riester-Rente angesparte Kapital sinnvoll einzusetzen, ohne die staatliche Förderung zu verlieren. Eine der beliebtesten Optionen ist die Beitragsfreistellung, bei der keine weiteren Einzahlungen erfolgen, das bisherige Guthaben jedoch erhalten bleibt. Ebenso kann eine Reduktion der Beitragszahlungen sinnvoll sein, um die monatliche finanzielle Belastung zu verringern und dennoch weiterhin Zulagen zu erhalten.
Wer mit den Konditionen unzufrieden ist, kann einen Anbieterwechsel in Betracht ziehen – oft ein guter Weg, um bessere Renditen oder niedrigere Kosten zu erzielen, ohne auf die Förderung zu verzichten. Eine weitere attraktive Möglichkeit ist die Umwandlung in einen Wohn-Riester-Vertrag, bei dem das angesparte Kapital förderunschädlich für den Kauf, Bau oder die Renovierung einer selbst genutzten Immobilie verwendet werden kann. Diese Alternativen bieten flexible Ansätze, das Guthaben in der Riester-Rente optimal zu nutzen und langfristig von den Vorteilen dieser Altersvorsorge zu profitieren – ohne die Nachteile einer vorzeitigen Kündigung hinnehmen zu müssen.
Hierzu finden sie mehr unter: III. Attraktive Alternativen: was tun statt Riester Rente kündigen?
Geplante Reform in 2025: Chance für Riester-Sparer
Im Jahr 2025 stehen bedeutende Änderungen in der privaten Altersvorsorge bevor, die die Attraktivität der Riester-Rente deutlich steigern könnten. Geplant sind unter anderem höhere Fördergrenzen, die es ermöglichen, mehr Kapital unter Nutzung staatlicher Zuschüsse aufzubauen. Zusätzlich sollen flexiblere Anlageoptionen eingeführt werden, darunter ETF-basierte Altersvorsorgedepots, die Anlegern eine höhere Renditechance bieten könnten.
Auch bestehende Verträge könnten von der Reform profitieren: Wer seinen Riester-Vertrag beitragsfrei stellt, statt ihn vorschnell zu kündigen, bewahrt sich die Möglichkeit, das angesparte Kapital in die neuen Produkte zu übertragen. Mit diesen Neuerungen könnten viele Sparer nicht nur Verluste vermeiden, sondern langfristig erheblich von der Reform profitieren. Gerade vor dem Hintergrund steigender Lebenshaltungskosten und Unsicherheiten im Rentensystem lohnt es sich, den bestehenden Vertrag aufrechtzuerhalten und auf die geplanten Verbesserungen zu warten.
III. Attraktive Alternativen: Was tun statt Riester Rente kündigen?
Eine Kündigung der Riester Rente sollte immer die letzte Option sein, da sie meist mit erheblichen finanziellen Nachteilen verbunden ist. Stattdessen gibt es praktikable Alternativen, um Verluste zu vermeiden und das angesparte Kapital weiterhin sinnvoll zu nutzen. Hier sind die wichtigsten Optionen, die ohne Verlust ermöglichen eine Riester-Rente zu kündigen.
1. Beitragsfreistellung: Den Vertrag ruhen lassen
Statt die Riester-Rente zu kündigen, kann der Vertrag beitragsfrei gestellt werden. Dies ist die einfachste Möglichkeit finanzielle Belastungen zu reduzieren ohne auf bereits erhaltene Vorteile verzichten zu müssen.
- Vorteile: Das bisher angesparte Kapital sowie erhaltene Zulagen (vgl. § 84 EStG) und Steuervergünstigungen (vgl. § 10a EStG) bleiben vollständig erhalten. Der Vertrag kann später reaktiviert werden, wenn die finanzielle Situation es erlaubt.
- Nachteil: Während der Beitragsfreistellung gibt es keine neuen Zulagen oder Steuervergünstigungen. Zudem können die hierauf anfallenden Verwaltungskosten das Guthaben langsam schmälern.
2. Anbieterwechsel: Bessere Konditionen finden
Wer mit den Konditionen seines aktuellen Anbieters unzufrieden ist, kann den Riester-Vertrag zu einem neuen Anbieter übertragen.
- Vorteile: Zulagen und steuerliche Vorteile bleiben bei einem Wechsel erhalten. Es besteht die Option niedrigerer Verwaltungskosten oder generell von besseren Anlagemöglichkeiten um die Rendite zu steigern.
- Nachteil: Der Wechsel kann mit neuen Abschlusskosten oder Bearbeitungsgebühren verbunden sein. Es ist wichtig, die Bedingungen des neuen Vertrags gründlich zu prüfen, bevor eine Entscheidung getroffen wird um unnötige Kosten zu vermeiden.
3. Wohn-Riester: Kapital für die Immobilie nutzen
Das Guthaben aus der Riester-Rente kann für den Kauf, Bau oder die Renovierung einer selbst genutzten Immobilie verwendet werden. Diese Option ist besonders attraktiv für Personen, die langfristig mietfrei leben möchten.
- Vorteile: Zulagen und Steuervorteile müssen nicht zurückgezahlt werden. Die Umwidmung des Vertrags ist rechtlich zulässig und förderunschädlich (vgl. § 93 EStG). So kann das Kapital effektiv für einen wertbeständigen Zweck genutzt werden.
- Nachteil: Das Kapital wird zweckgebunden und steht nicht mehr für andere Altersvorsorgezwecke zur Verfügung.
4. Beitragsreduktion: Flexible Anpassung
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die monatlichen Beiträge zu reduzieren, anstatt die Riester Rente zu kündigen.
- Vorteile: Der Vertrag bleibt aktiv, und es können weiterhin Zulagen und Steuervergünstigungen in Anspruch genommen werden – wenn auch in geringerem Umfang.
- Nachteil: Geringere Einzahlungen führen zu einer niedrigeren Gesamtförderung und möglicherweise einer kleineren Zusatzrente im Alter.
IV. Riester Rente kündigen: So funktionierts
Wer dennoch seinen Vertrag auflösen möchte, sollte alle notwendigen Schritte sorgfältig planen, um finanzielle Nachteile möglichst gering zu halten.
V. Fazit: Riester-Rente kündigen – gut überlegen, Alternativen prüfen
Die Entscheidung, die Riester-Rente zu kündigen, sollte niemals leichtfertig getroffen werden. Der Prozess birgt zahlreiche finanzielle Nachteile, von der Rückzahlung staatlicher Zulagen (vgl. § 84 EStG) und steuerlicher Vergünstigungen (vgl. § 10a EStG) bis hin zu zusätzlichen Kosten und der möglichen Besteuerung von Kapitalerträgen (vgl. § 22 EStG). Oft bleibt nach einer Kündigung der Riester Rente nur ein Bruchteil des ursprünglich angesparten Kapitals übrig, was es nahe zu unmöglich macht die Riester Rente ohne Verlust zu kündigen.
Alternativen wie die Beitragsfreistellung, ein Anbieterwechsel oder die Nutzung des Kapitals für eine Immobilie über Wohn-Riester bieten hingegen flexible Lösungen, ohne die Vorteile der staatlichen Förderung aufzugeben. Diese Optionen verhindern die drastischen Abzüge, die beim Kündigen der Riester Rente entstehen und lassen Raum für eine spätere Wiederaufnahme des Vertrags.
Auch mit Blick auf die geplanten Reformen in der privaten Altersvorsorge ist es ratsam, den Vertrag beizubehalten. Die Aussicht auf höhere Fördergrenzen und attraktivere Anlagemöglichkeiten wie ETF-basierte Altersvorsorgedepots könnte die Riester-Rente für viele Sparer wieder lohnenswert machen. Durch eine vorzeitige Kündigung des Riester Vertrags würde hingegen die Chance auf diese potenziellen Vorteile zunichtemachen.
Eine Kündigung der Riester Rente sollte immer die letzte Option sein. Wer sich informiert und Alternativen nutzt, kann Verluste vermeiden und langfristig von den Vorteilen dieser geförderten Altersvorsorge profitieren.