Stress im Studium

I. Entstehung des Stress

Depressionen, geistige Erschöpfung und andere psychische Leiden können durch fortwährenden Stress ausgelöst oder zumindest verstärkt werden. In stressigen Situationen vergleicht das Gehirn automatisch die aktuellen Erfahrungen mit ähnlichen Situationen aus der Vergangenheit. Wenn hierbei negative Erinnerungen hervorgerufen werden, wird die aktuelle Situation als Bedrohung wahrgenommen. Stressreaktionen, die einst die Bereitschaft zum Kampf oder zur Flucht sicherstellten, werden aktiviert. Es kommt zur erhöhten Durchblutung des Gehirns und der Muskulatur sowie zu einer gesteigerten Sauerstoffzufuhr, um Konzentration und Energie zu steigern. Nach einer solchen Stressreaktion sollte eine Phase der Entspannung eintreten, um zu verhindern, dass der Körper ständig angespannt ist und Energie erzeugen muss.

Im akademischen Kontext können häufig mehrere Stresssituationen nacheinander auftreten. Wenn dem Körper keine Gelegenheit zur Regeneration gegeben wird, kann dies zu chronischem Stress führen. Aus diesem anhaltenden Stress können weitere psychische Beschwerden entstehen.

II. Stress im Jurastudium

Da das Jurastudium in Deutschland mit der ersten juristischen Staatsprüfung endet und nicht wie viele andere Studiengänge mit einem Bachelor- oder Masterabschluss, stehen die Studierenden hier unter einem anderen Druck. In anderen Studiengängen werden während des gesamten Studienverlaufs Leistungen für die abschließende Bewertung erbracht, im Jurastudium jedoch resultieren 70 Prozent der Endnote aus den fünf bis sieben schriftlichen Klausuren und der mündlichen Prüfung im Rahmen der staatlichen Pflichtfachprüfung.

Scheitert man zweimal an der Examensprüfung, führt dies nicht zur Verlängerung des Studiums, sondern zum Abbruch ohne Abschluss. Diese Realität wird den Studierenden im Laufe ihres Studiums oft ins Gedächtnis gerufen, und das finale Examen wird als unüberwindbare Herausforderung dargestellt.

Diese Umstände können vor allem während der Examensvorbereitung zu erhöhtem Stress führen. Die lange Vorbereitungsphase, die kontinuierliches Lernen erfordert, kann dazu führen, dass Erholungspausen immer seltener werden. Eine konstante Stressreaktion des Körpers ist in dieser Phase nicht ungewöhnlich. Studenten der Rechtswissenschaften sind in dieser Phase ihres Studiums besonders anfällig für chronischen Stress.

III. Strategien zur Stressbewältigung

Um effektiv gegen Stress anzugehen, bevor er sich zu chronischem Stress entwickelt, ist es von entscheidender Bedeutung, seine Anzeichen frühzeitig zu erkennen. Stresssymptome variieren von Person zu Person und können sowohl körperlich, wie Verspannungen, Magenbeschwerden, Atemprobleme, Herzklopfen und Schlafstörungen, als auch kognitiv und emotional, wie innere Unruhe, Reizbarkeit, Lustlosigkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten, sein.

Neben gängigen Mitteln gegen kurzfristigen Stress, wie Sport oder bewusste Pausen, gibt es auch Strategien und Ansätze zur Bewältigung von langfristigem Stress.

III. Effektive Bewältigung von Stress im Alltag

Es ist sowohl entscheidend, frühzeitig im Studium Techniken zur Stressbewältigung zu erlernen, als auch bewusst zu sein, dass es nie zu spät ist, Maßnahmen gegen steigenden Stress in Phasen wie der Examensvorbereitung zu ergreifen. Während stressvolle Zeiten im Studium Monate oder sogar Jahre dauern können, ist es daher wichtig, nicht nur auf kurzfristige Methoden zur Stressreduktion zu setzen, sondern auch eine Routine zu etablieren, die den gesamten Studienverlauf begleitet und dauerhaft Stress reduziert.

Sicherlich kann eine Massage hilfreich sein, wenn man sich besonders angespannt oder gestresst fühlt, aber es ist entscheidend, über langfristige und nachhaltige Techniken zur Stressbewältigung nachzudenken, die man dauerhaft in den Alltag integrieren kann. Dies erlaubt es, kontinuierlich besser mit Stress umzugehen, eine Fähigkeit, die auch im späteren Berufsleben von Vorteil sein wird.

Als ein Beispiel für eine akute Methode zur Stressbewältigung dient die “Fünf + Zwei Atmung”. Bei dieser Technik setzt man sich aufrecht auf einen Stuhl, entspannt die Muskulatur im oberen Rücken und in den Schultern und atmet dann für fünf Sekunden tief ein, um anschließend für zwei Sekunden vollständig auszuatmen. Dieser Prozess wird mehrfach wiederholt. Das Ziel dieser Übung ist es, die Einatmungszeit auf bis zu zehn Sekunden zu erhöhen. Diese Methode ist besonders nützlich, wenn man sich von Stress überwältigt fühlt und droht, in Panik zu geraten. Durch das Beruhigen der Atmung vermittelt man dem Gehirn, dass es keinen Grund zur Panik gibt. Nur wenn das Gehirn nicht im Panikmodus ist, kann man eine Lösung für das Problem finden, da logisches Denken im Panikmodus oft stark eingeschränkt ist.

Langfristig lässt sich Stress jedoch am effektivsten durch das Neuausrichten der Arbeitsbelastung vorbeugen. Im Studium kann dies eine Herausforderung sein, da die wenigsten Dozenten Verständnis dafür aufbringen, dass man eine Klausur nicht mitschreiben kann, weil man zu gestresst ist. Dennoch besteht nach der Zwischenprüfung oft die Möglichkeit, sich die Prüfungen so einzuteilen, wie es einem selbst am besten passt. Daher sollte man realistisch überlegen, was man leisten kann und sich nur so viele Prüfungen, Hausarbeiten usw. vornehmen, wie man persönlich bewältigen kann.

Weiterhin sollte man sich Gedanken darüber machen, wo der Stress eigentlich herkommt: Ist er vielleicht das Ergebnis von zu spät begonnenem Lernen oder von zu hohen täglichen Lernzielen? In diesem Fall sollte man an einem Lernplan arbeiten und realistischere Schätzungen der eigenen täglichen Lernkapazität erstellen.

Ein weiterer potenzieller Stressfaktor kann die finanzielle Situation sein. Viele Studierende müssen das Studium und Nebenjobs jonglieren, um sich das Studium leisten zu können. Die Beantragung von BAföG kann durch den regelmäßigen Nachweis von Studienleistungen zusätzlichen Stress erzeugen. Darüber hinaus bringt die vorlesungsfreie Zeit nur selten Erholung. Oftmals müssen unbezahlte Praktika absolviert werden, die oft unvereinbar mit einem bezahlten Nebenjob sind. Hinzu kommt, dass auch in den Semesterferien Haus- oder Seminararbeiten geschrieben werden müssen oder versäumter Stoff nachgeholt werden muss. Daher sind die vorlesungsfreien Zeiten oft nicht entspannend. Die meisten Studierenden haben also selten eine Auszeit vom Studium.

Für solche langfristigen Methoden zur Stressbewältigung kann es oft hilfreich sein, einen Kurs an der Universität zu besuchen. Vor allem Kurse zu Lern-, Zeit- und Stressmanagement werden an vielen Universitäten angeboten.

Sollte der Stress dennoch nicht abnehmen und bereits Auswirkungen auf die physische Gesundheit (wie Schlafmangel, Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen, Appetitverlust usw.) haben, sollte man unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Eure Meinung:

Wie gelingt es euch mit Stress zu gehen? Gerne könnt Ihr das in unserem Juraforum diskutieren.

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