Die Jagd hat eine lange und tief verwurzelte Tradition in Deutschland. Sie ist nicht nur eine Praxis, die aus Nahrungs- und Schutzgründen betrieben wird, sondern hat sich auch zu einer Kunstform und einer Leidenschaft für viele entwickelt. Aber wie jede Kunst und jede Leidenschaft ist auch die Jagd durch Gesetze und Vorschriften geregelt, die sicherstellen sollen, dass sie verantwortungsbewusst und ethisch korrekt ausgeübt wird.
Unter Jagd versteht man das Nachstellen, Fangen und Erlegen von Wild. Wenn wir über alle Dinge sprechen, die mit der Jagd zu tun haben, verwenden wir den Begriff “Jagdwesen”. Es ist also nicht nur die Aktion selbst, sondern alles, was damit verbunden ist, sei es die Ausrüstung, die Methoden oder die Rechte und Pflichten der Jäger.
Die Jagd in Deutschland wird durch eine Kombination aus Bundes- und Landesjagdgesetzen geregelt. Interessanterweise hat der Bund, laut Artikel 74 Absatz 1 Nr 28 GG, das Recht zur “konkurrierenden Gesetzgebung”. Dies bedeutet, dass obwohl normalerweise die Länder für die Gesetzgebung zuständig sind, der Bund ebenfalls Gesetze in diesem Bereich erlassen kann. Wenn er dies tut, haben die Länder nach Artikel 72 GG nicht das Recht, eigene Gesetze zu erlassen, und bestehende Landesgesetze würden ungültig.
Das Bundesjagdgesetz (BJagdG) ist ein solches Gesetz, das die Jagd auf Bundesebene regelt. Es wurde nach der Föderalismusreform 2006 so angepasst, dass es der “Abweichungsgesetzgebung der Länder” unterliegt. Dies bedeutet, dass die Länder in bestimmten Bereichen vom Bundesrecht abweichen können. Doch jedes Bundesland hat zusätzlich sein eigenes Landesjagdgesetz.
Darüber hinaus beeinflusst das Europarecht, z.B. durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinien oder Vogelschutzrichtlinien, die deutsche Jagdgesetzgebung. Andere wichtige Gesetze und Verordnungen, die die Jagd beeinflussen, sind unter anderem das Waffengesetz, Vorschriften zu Jagd- und Schonzeiten, die Liste der jagdbaren Tiere und die genehmigten Jagdmethoden.
Das Jagdrecht beschreibt die ausschließliche Befugnis, in einem bestimmten Gebiet wilde Tiere zu jagen, sie zu hegen, sie zu erlegen und sie sich anzueignen.
Ein besonders heikles Thema im Zusammenhang mit der Jagd ist die Wilderei. Es handelt sich hierbei um das Nachstellen, Fangen, Erlegen oder Aneignen von Wild, wobei fremdes Jagdrecht oder Jagdausübungsrecht verletzt wird. Um als Jäger anerkannt zu werden und legal jagen zu dürfen, muss eine Person einen Jagdschein besitzen. Um diesen zu erhalten, muss die Jägerprüfung erfolgreich abgelegt werden. Diese besteht aus drei Teilen, nämlich einem mündlichen, einem schriftlichen und einer Sicherheits- und Schießprüfung.
Die Jagd war in der Frühzeit der Menschheit von zentraler Bedeutung, da sie die Hauptquelle für Nahrung war. Doch ihre Bedeutung veränderte sich mit der Zeit. Bis ins 7. Jahrhundert durften in den deutschen Landen alle Menschen jegliches Tier mit allen verfügbaren Mitteln jagen. Dies änderte sich mit der Einführung von Privilegien für die Oberschicht und den Adel im fränkischen Reich.
Während des Mittelalters blieb das Jagdrecht klassenabhängig. Hoher und niedriger Adel prägten die Jagdkultur und unterschieden zwischen hoher und niederer Jagd, was sich heute noch in den Begriffen Hoch- und Niederwild widerspiegelt.
Die Revolution von 1848 brachte dann tiefgreifende Änderungen im Jagdwesen, indem sie die Jagd an das Eigentum von Grund und Boden band. Dies war der Beginn des heute noch geltenden Reviersystems. In dieser Zeit entstanden auch die ersten Jagdkarten, die Vorläufer der Jagdscheine, sowie Jagdgenossenschaften.
In der Weimarer Republik gab es viele Herausforderungen für das Jagdwesen, aber die Gesetzgebung und Praxis während des Dritten Reichs, insbesondere unter dem Einfluss von Hermann Göring, führte zu signifikanten Änderungen in der Jagd und den damit verbundenen Gesetzen.
Das deutsche Jagdrecht steht nicht isoliert. Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinien und die Richtlinien zum Vogelschutz sind nur einige der Regelungen aus dem Europarecht, die Einfluss auf die deutsche Rechtsprechung im Jagdwesen nehmen. Sie sorgen dafür, dass nicht nur nationale, sondern auch übernationale Interessen und Aspekte des Naturschutzes in die Gesetzgebung mit einfließen. Dies führt dazu, dass die Jagd in Deutschland nicht nur nach nationalen Kriterien, sondern auch nach europäischen Standards ausgerichtet und reguliert wird.
Es gibt eine Reihe von weiteren Regelungen und Gesetzen, die im Kontext der Jagd relevant sind. Das Waffengesetz beispielsweise regelt den Umgang, Erwerb und Besitz von Waffen und Munition, die für die Jagd verwendet werden. Zudem existieren detaillierte Vorschriften zu Jagd- und Schonzeiten, um bestimmte Tierarten zu schützen und deren Bestand zu erhalten. Auch die Liste der jagdbaren Tiere und die Methoden der Jagd, die erlaubt sind, werden stetig überprüft und angepasst.
Das Jagdrecht gibt Einzelpersonen oder Gruppen das ausschließliche Recht, auf einem bestimmten Gebiet Wild zu jagen. Es regelt also, wer, wo und wann jagen darf. Die Hegung, also die Pflege und der Schutz des Wildes, ist ein integraler Bestandteil des Jagdrechts. Sie beinhaltet Maßnahmen zur Erhaltung und Stärkung der Wildpopulationen. Dies spiegelt das Bewusstsein wider, dass die Jagd nicht nur der Entnahme, sondern auch dem Schutz der Natur dient.
Die Wilderei stellt eine erhebliche Bedrohung für den Wildbestand und die Rechte der Jagdberechtigten dar. Wer ohne entsprechendes Recht Wild nachstellt, fängt, erlegt oder sich aneignet, begeht eine Straftat. Dies unterstreicht die ernsthafte Natur der Jagd und die Notwendigkeit, sie in einem geregelten Rahmen auszuüben.
Um die Jagd ausüben zu dürfen, ist in Deutschland ein Jagdschein erforderlich. Dieser setzt den erfolgreichen Abschluss der Jägerprüfung voraus. Diese Prüfung ist umfassend und beinhaltet sowohl theoretische als auch praktische Elemente. Sie stellt sicher, dass Jägerinnen und Jäger über das nötige Fachwissen verfügen und die Jagd verantwortungsbewusst ausüben können
Das Jagdwesen in Deutschland ist durch eine Vielzahl von Gesetzen und Regelungen geprägt, die sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene erlassen werden. Sie spiegeln die Bedeutung wider, die der Jagd in der Gesellschaft beigemessen wird, und die Notwendigkeit, sie nachhaltig und verantwortungsbewusst auszuüben. Das Verständnis von Jagd hat sich im Laufe der Zeit gewandelt – von einer reinen Nahrungsbeschaffung hin zu einer Tätigkeit, die sowohl dem Naturschutz als auch kulturellen und gesellschaftlichen Aspekten Rechnung trägt.
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