In der modernen Geschäftswelt ist das Umweltschutzmanagement nicht mehr wegzudenken. Ein Blick auf die Regale in den Geschäften zeigt, dass nahezu jedes Produkt mit Hinweisen auf seine Umweltverträglichkeit versehen ist. Dabei geht es nicht mehr nur um das Endprodukt, sondern auch um den gesamten Produktionsprozess. Unternehmen, die keine Informationen über die Umweltverträglichkeit ihrer Produkte geben können, stehen vor wirtschaftlichen Herausforderungen.
Vorreiter in Sachen Umweltschutz zeigen, dass Umweltschutzmaßnahmen nicht unbedingt zu höheren Kosten führen müssen. Durch effizienten Ressourceneinsatz und die Wahl umweltfreundlicher Materialien haben viele Betriebe ihre Kosten sogar gesenkt.
Gleichzeitig nimmt auch die gesetzliche Regulierung in Sachen Umweltschutz zu. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, sich stets über aktuelle Vorschriften zu informieren und gleichzeitig effiziente Umweltschutz-Management-Systeme zu implementieren.
Die rechtliche Grundlage für Öko-Audits in der EU ist die Verordnung (EWG) Nr. 1836/93, allgemein bekannt als EG-Öko-Audit-Verordnung. Dieses Konzept der Überprüfung und Analyse von Umwelt-Managementpraktiken stammt ursprünglich aus der Finanzwelt und wurde später in anderen Unternehmensbereichen adaptiert.
In Deutschland wurde das Konzept des Öko-Audits erst durch die Arbeit der Europäischen Gemeinschaft bekannter. Allerdings wurde die Idee eines Öko-Audits ursprünglich in den USA von der Industrie entwickelt, inspiriert von schwerwiegenden Umweltkatastrophen in den 1960er und 1970er Jahren. Die Einführung des “Environmental Auditing” war eine Reaktion auf diese Ereignisse und die wachsende Erkenntnis über die Endlichkeit der Ressourcen.
In Europa gab es eine parallele Entwicklung in Bezug auf das Umweltbewusstsein. Großbritannien war das erste europäische Land, das das Konzept des Öko-Audits systematisierte, gefolgt von der Europäischen Gemeinschaft, die ihre eigenen Richtlinien und Programme entwickelte. Ein wichtiger Schritt in dieser Entwicklung war die Veröffentlichung des “ICC-Positionspapiers zu Umweltschutz-Audits” durch die Internationale Handelskammer im Jahr 1989.
Ein weiterer Fortschritt war die Entwicklung von Umweltmanagementsystemen in Großbritannien, symbolisiert durch den British Standard (BS) 7750. Viele britische Unternehmen ließen sich nach diesem Standard zertifizieren, ein Trend, der oft übersehen wird, wenn man sich die Daten nach der EG-Öko-Audit-Verordnung ansieht.
Im Laufe der Zeit entwickelte die International Organization for Standardization (ISO) eine eigene Norm für Umweltmanagementsysteme, die ISO 14000 ff. Sie wurde als Alternative zur EG-Öko-Audit-Verordnung eingeführt und ergänzt die bereits bestehende Normenreihe für Qualitätsmanagement, die ISO 9000 ff.
Unternehmen haben nun die Möglichkeit, sich nach beiden Systemen zertifizieren zu lassen, was besonders für international agierende Unternehmen von Vorteil ist.
Die EG-Öko-Audit-Verordnung, auch als “Environmental Management and Audit Scheme (EMAS)” in der internationalen Diskussion bekannt, markiert einen Meilenstein in der Evolution des betrieblichen Umweltschutzes in Deutschland. Das System zeichnet sich durch zwei Schlüsseleigenschaften aus: “Eigenverantwortung der Unternehmen” und “Freiwilligkeit von Umweltschutzmaßnahmen”. Es zielt darauf ab, eine kontinuierliche Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes zu gewährleisten, indem Umweltmanagementsysteme in betriebliche Abläufe eingebettet werden.
Teilnehmende Unternehmen, die die externen Prüfungen erfolgreich bestehen, erhalten das Recht, mit einem EG-Umwelt-Logo zu werben. Dies bietet ihnen einen potenziellen Wettbewerbsvorteil gegenüber Unternehmen, die nicht teilnehmen. Der Anwendungsbereich der Verordnung ist breit und umfasst zahlreiche industrielle Sektoren, von der Metallproduktion bis zur Energieerzeugung. Es ist auch geplant, nicht-industrielle Sektoren wie Dienstleistungs- und Handelsunternehmen in die Verordnung aufzunehmen.
Die Zertifizierung erfolgt durch staatlich zugelassene Umweltgutachter, die sicherstellen, dass Unternehmen die festgelegten Anforderungen erfüllen und kontinuierliche Verbesserungen in ihrem Umweltmanagement vornehmen.
Die primäre Zielsetzung der EG-Öko-Audit-Verordnung ist es, Organisationen und Unternehmen einen Rahmen für kontinuierliche Verbesserungen ihrer Umweltleistung zu bieten. Die Verordnung strebt an:
Das Hauptziel ist, dass Unternehmen fortlaufend und systematisch ihre Umweltleistung verbessern, über die Mindestanforderungen von Umweltgesetzen und -vorschriften hinaus.
Durch das regelmäßige Erstellen von Umwelterklärungen wird die Öffentlichkeit über die Umweltleistung und -ziele des Unternehmens informiert.
Ein EMAS-zertifiziertes Unternehmen kann seinen Status nutzen, um sich von der Konkurrenz abzuheben und Vertrauen bei Verbrauchern und Partnern aufzubauen.
Der Aufbau der Verordnung besteht aus mehreren Phasen, beginnend mit der Umweltbetriebsprüfung, gefolgt von der Implementierung und Betrieb eines Umweltmanagementsystems, der Kontrolle und Korrektur von Abweichungen, sowie einer regelmäßigen Überprüfung und Verbesserung des Systems. Hinzu kommt die externe Überprüfung durch einen zugelassenen Umweltgutachter.
In Deutschland wurde die EG-Öko-Audit-Verordnung schnell aufgegriffen und umgesetzt. Einige der größten Unternehmen des Landes waren Vorreiter in der Anwendung des Systems. Die Umsetzung wurde auch von verschiedenen Bundesländern gefördert, die Anreize und Unterstützung für interessierte Unternehmen boten. Dies führte zu einer breiten Akzeptanz des Systems in vielen Industriezweigen.
Die Teilnahme am EG-Öko-Audit-Verfahren bietet Unternehmen verschiedene Vorteile:
Die EG-Öko-Audit-Verordnung hat sich als wirksames Instrument zur Förderung des betrieblichen Umweltschutzes in Europa und insbesondere in Deutschland etabliert. Sie bietet Unternehmen einen strukturierten Rahmen für die systematische Verbesserung ihrer Umweltleistung und schafft gleichzeitig Anreize für eine bessere Umweltpraxis. In einer Zeit, in der der Umweltschutz immer wichtiger wird, stellt die Verordnung sicher, dass Unternehmen sowohl ihren rechtlichen Verpflichtungen nachkommen als auch ihre ökologische Verantwortung wahrnehmen.
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