Startseite » Rechtslexikon » Marktwertorientierung

Marktwertorientierung

Inhaltsverzeichnis:

1. Überblick

In jüngster Zeit erleben Marktwertorientierung und Shareholder Value eine steigende Popularität als innovative Ansätze in den Bereichen Unternehmensrechnung und -steuerung. Dieser Trend lässt sich hauptsächlich durch eine stärkere Ausrichtung vieler Unternehmen auf sowohl nationale als auch internationale Kapitalmärkte erklären. Dies zwingt Unternehmen, sich stärker an den Bedürfnissen und Anforderungen ihrer (potenziellen) Anteilseigner zu orientieren.

Obwohl der Begriff “Shareholder Value” in der deutschen Diskussion verhältnismäßig neu ist, sind wesentliche Elemente einer marktwertorientierten Rechnung bereits seit Langem etabliert. Zudem erkennen viele die Notwendigkeit einer ertragswertorientierten Unternehmensbewertung. Daher stellt sich die Frage, was wirklich neu an dieser Entwicklung ist. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass es nicht so sehr um ein völlig neues Konzept geht. Vielmehr scheint die Neuerung in der stärkeren Betonung bestimmter Aspekte und der Umsetzung in die Praxis zu liegen. Das Konzept des Shareholder Value und die Orientierung am Marktwert des Eigenkapitals hebt beispielsweise die Bedeutung der Anteilseigner stärker hervor, als es in herkömmlichen Unternehmensrechnungssystemen der Fall war. Darüber hinaus rückt eine längerfristige Betrachtung in den Vordergrund.

2. Ziele marktwertorientierter Unternehmensrechnungen

Zentraler Zweck der marktwertorientierten Unternehmensrechnung bleibt die Bereitstellung von Informationen zur Planung, Umsetzung und Kontrolle unternehmerischer Tätigkeiten. Jedoch verändert die Marktwertorientierung die Prioritäten in Bezug auf die Ziele der Rechnung. Während sich das traditionelle interne Rechnungswesen primär auf Entscheidungsorientierung und Informationsbereitstellung für Planungszwecke konzentriert, wird durch die Marktwertorientierung die Steuerung dezentraler Einheiten und Entscheidungsträger stärker gewichtet.

Dies hebt die Probleme der Ziel- und Informationsasymmetrie zwischen den Anteilseignern und dem Management sowie zwischen der Geschäftsleitung und den dezentralen Einheiten hervor. Vor allem soll die Unternehmensrechnung als ein Werkzeug zur (Verhaltens-)Steuerung stärker genutzt werden. Ziel ist es, durch eine Anpassung dieser Funktion eine bessere Abstimmung der Entscheidungen und Vorgehensweisen der Unternehmensentscheidungsträger auf die Interessen der Anteilseigner sicherzustellen.

Dabei ist besonders zu beachten, dass sich mit der Ausrichtung auf eine kapitaltheoretische Erfolgszielgröße der Fokus von der operativen zur taktischen und strategischen Ebene verlagert. Dies liegt daran, dass auf strategischer Ebene die wesentlichsten Entscheidungen für ein Unternehmen getroffen werden. Ein “Nachjustieren” auf operativer Ebene hat hier nur begrenzten Einfluss auf den Unternehmenserfolg. Auf der anderen Seite wächst die Bereitschaft, trotz der damit verbundenen Herausforderungen, Konzepte für den strategischen Bereich ernsthaft zu berücksichtigen und umzusetzen.

3. Struktur marktwertorientierter Unternehmensrechnungen

Bei der marktwertorientierten Unternehmensrechnung liegt das Hauptaugenmerk auf der Schaffung einer Struktur, die die Anforderungen der Anteilseigner und die Realitäten des Marktes widerspiegelt. Es wird nicht nur der aktuelle Wert des Unternehmens berücksichtigt, sondern auch zukünftige Potenziale und Risiken.

Ein solches System betont eine klare Strukturierung der Finanzberichterstattung, eine detaillierte Analyse des operativen Geschäfts und die Einbeziehung von Risikomanagement-Praktiken. Diese Struktur hilft dabei, ein umfassendes Bild vom tatsächlichen Wert des Unternehmens zu zeichnen und bietet den Anteilseignern die notwendigen Informationen, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

4. Konzepte marktwertorientierter Unternehmensrechnungen

4.1 Discounted Cash Flow-Verfahren

Eines der zentralen Konzepte marktwertorientierter Unternehmensrechnungen ist das Discounted Cash Flow-Verfahren (DCF). Es handelt sich dabei um eine Methode zur Bewertung von Investitionen, bei der zukünftige Cashflows auf ihren heutigen Wert abgezinst werden. Das DCF-Verfahren hilft dabei, den Wert eines Unternehmens oder Projekts zu bestimmen, indem es die erwarteten zukünftigen Erträge in heutige Geldwerte umrechnet.

Der Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, dass es objektive und nachvollziehbare Ergebnisse liefert, die auf tatsächlichen finanziellen Daten und Prognosen basieren. Es ermöglicht den Unternehmen, ihre Investitionsentscheidungen besser zu fundieren und das Risiko verschiedener Projekte oder Investitionsmöglichkeiten besser zu vergleichen.

4.2 Aufbau einer Erfolgspotenzialrechnung

Ein weiteres wichtiges Konzept ist der Aufbau einer Erfolgspotenzialrechnung. Hierbei handelt es sich um eine Methode, die darauf abzielt, das Potenzial eines Unternehmens in Bezug auf zukünftige Erfolge zu bewerten. Sie geht über reine finanzielle Kennzahlen hinaus und berücksichtigt auch qualitative Faktoren, wie z.B. die Unternehmenskultur, die Marktstellung und die Innovationsfähigkeit.

Durch die Kombination von quantitativen und qualitativen Daten ermöglicht die Erfolgspotenzialrechnung eine ganzheitlichere Bewertung eines Unternehmens. Sie kann dabei helfen, verborgene Potenziale und Risiken zu identifizieren, die in traditionellen Bewertungsmethoden möglicherweise übersehen werden.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Marktwertorientierung weit mehr ist als nur ein neues Schlagwort in der Unternehmenswelt. Es handelt sich um einen umfassenden Ansatz, der darauf abzielt, den wahren Wert eines Unternehmens zu ermitteln und den Anteilseignern transparente, aussagekräftige Informationen zur Verfügung zu stellen. Mit der richtigen Struktur und den richtigen Konzepten können Unternehmen besser verstehen, wo sie stehen und wie sie in der Zukunft agieren sollten, um ihren Marktwert zu maximieren.

Bitte unbedingt folgenden Haftungsausschluss bzgl. des Rechtslexikons beachten.