Ratgeber: So beantragen Sie 2025 die doppelte Staatsbürgerschaft

Die doppelte Staatsbürgerschaft steht für Heimat auf zwei Seiten, für Freiheit, ohne Wurzeln zu verlieren, und für Türen, die sich in beide Richtungen öffnen. Doch wie gelangt man in Deutschland zu diesem Privileg?

Was Ihnen in die Karten spielt: Zum ersten Mal können Deutsche und Einwanderer ihre Identitäten vollständig bewahren, ohne bürokratische Hürden wie die Abgabe der bisherigen Staatsangehörigkeit. Doch wie genau funktioniert das? Welche Voraussetzungen müssen Sie erfüllen, um Doppelstaatler zu werden? Und welche Chancen oder Herausforderungen bringt dies mit sich?

In diesem Beitrag führen wir Sie Schritt für Schritt durch die neuen Regelungen und Voraussetzungen, die der Weg zur doppelten Staatsbürgerschaft mit sich bringt. Wir beleuchten, welche Dokumente benötigt werden, welche Rechte und Pflichten damit einhergehen und welche Fallstricke Sie unbedingt vermeiden sollten.

Abbildung: Aufnahme eines deutschen und amerikanischen Reisepasses.

I. Die doppelte Staatsbürgerschaft auf einen Blick

Mit dem Staatsangehörigkeitsmodernisierungsgesetz (StARModG), das am 27. Juni 2024 in Kraft trat, hat Deutschland ein neues Kapitel in der Integrationspolitik aufgeschlagen. Das Gesetz markiert eine Abkehr vom bisherigen Prinzip der Vermeidung von Mehrstaatigkeit und öffnet umfassend die Möglichkeit zur doppelten Staatsbürgerschaft. Besonders bahnbrechend ist diese Veränderung durch die Abschaffung der „Beibehaltungsgenehmigung“, die zuvor als bürokratische Hürde und Hemmschuh für eine gelungene Integration galt.

 

Doppelte Staatsbürgerschaft – Was bedeutet das konkret?

Eine doppelte Staatsangehörigkeit bedeutet, dass man rechtlich zwei Nationen gleichzeitig angehört. Sie genießen dadurch nicht nur die Rechte und Privilegien beider Staaten – wie das Wahlrecht oder den Zugang zu Sozialleistungen –, sondern bist auch verpflichtet, die Gesetze und Pflichten beider Länder zu beachten.

Diese Neuregelung erleichtert den Prozess erheblich: Deutsche können eine fremde Staatsangehörigkeit annehmen, ohne ihre eigene zu verlieren, während Bewerber um eine Einbürgerung nicht länger die Bindung zu ihrem Herkunftsland kappen müssen.

Der Grundsatz der Vermeidung von Mehrstaatigkeit wird aufgegeben. Der Anspruch auf Einbürgerung ist damit nicht mehr von der Aufgabe oder dem Verlust der bisherigen Staatsangehörigkeit abhängig. Hierdurch wird ein wesentliches Hindernis für die Einbürgerung beseitigt, denn viele Ausländer fühlen sich Deutschland zugehörig, wollen aber den Bezug zu ihrem Herkunftsland nicht völlig kappen, den sie vor allem auch mit ihrer bisherigen Staatsangehörigkeit verknüpft sehen. Für die Integration in die deutsche Gesellschaft sind Aspekte wie Sprachkenntnisse, Bildung, berufliche Eingliederung, die Fähigkeit, grundsätzlich den Lebensunterhalt aus eigenen Mitteln bestreiten zu können, gesellschaftliche Teilhabe, bürgerschaftliches Engagement, staatsbürgerliche Kenntnisse und ein Bekenntnis zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung weitaus wichtiger als die Frage, ob jemand eine oder mehrere Staatsangehörigkeiten besitzt.

Was hat sich 2024 geändert?

Das StARModG beseitigt einige der größten Hürden im Einbürgerungsprozess. Vor allem der Zwang, die bisherige Staatsangehörigkeit aufzugeben, galt lange als zentrales Hindernis, insbesondere für Menschen mit starken familiären und kulturellen Bindungen an ihr Herkunftsland. Nun wird die Annahme der deutschen Staatsangehörigkeit zu einem inklusiveren Prozess, der weder Identität noch Zugehörigkeit zu einer anderen Staatsangehörigkeit aufs Spiel setzt.

Die wichtigsten Neuerungen im Überblick:

Änderung Bisher Neu
Abgabe der bisherigen Staatsangehörigkeit Erforderlich Nicht mehr erforderlich
Aufenthaltsdauer für Einbürgerung 8 Jahre 5 Jahre
Einbürgerung mit Integrationsleistungen Nach 6 Jahren Nach 3 Jahren mit C1-Zertifikat
Anforderungen für Gastarbeiter Einbürgerungstest nötig Kein Einbürgerungstest nötig

Welche Länder erlauben überhaupt eine doppelte Staatsbürgerschaft?

Mit der Etablierung der Mehrstaatigkeit wird ein deutliches Signal ausgesendet: Integration wird nicht länger als Aufgabe zur Assimilation verstanden, sondern als Einladung zur Teilhabe und Wertschätzung von Vielfalt.

Die weltweite Regelung der doppelten Staatsbürgerschaft zeigt, dass Deutschland mit seiner jüngsten Reform endlich einem Trend folgt, der in vielen modernen Gesellschaften längst gelebte Realität ist. Staaten wie die USA, Kanada oder Australien sowie zahlreiche EU-Mitgliedstaaten haben die Mehrstaatigkeit längst als integratives Instrument erkannt und akzeptiert, wie die nachfolgenden Tabellen veranschaulichen.1

Region Land Besonderheiten
EU 🇧🇪 Belgien Volle Anerkennung bei Einbürgerung und Erwerb einer fremden Staatsangehörigkeit.
EU 🇧🇬 Bulgarien Doppelte Staatsbürgerschaft für gebürtige Bulgaren; Einbürgerung erfordert meist Aufgabe der bisherigen Staatsangehörigkeit.
EU 🇫🇷 Frankreich Zulassung erleichtert durch Kündigung der Straßburger Konvention.
EU 🇮🇹 Italien Seit 1992 zulässig, kein Verzicht auf ursprüngliche Staatsbürgerschaft erforderlich.
EU 🇲🇹 Malta Seit 2000 ausdrücklich erlaubt, auch für eingebürgerte Staatsangehörige.
EU 🇵🇹 Portugal Seit 2006 erlaubt für gebürtige und eingebürgerte Staatsangehörige.
EU 🇸🇪 Schweden Seit 2001 ausdrücklich zulässig.
EU 🇮🇪 Irland Keine Einschränkungen; irische Staatsangehörigkeit bleibt auch bei Erwerb einer Fremden erhalten.
Nordamerika 🇺🇸 USA Keine Aufgabe der US-Staatsbürgerschaft erforderlich; volle Akzeptanz von Mehrstaatigkeit.
Nordamerika 🇨🇦 Kanada Vollständig erlaubt, keine Einschränkungen.
Karibik 🇦🇬 Antigua & Barbuda Zulassung ohne Einschränkungen, häufig durch Investitionen möglich.
Karibik 🇩🇲 Dominica Vollständig erlaubt, auch für Investorenprogramme.
Karibik 🇭🇹 Haiti Keine Einschränkungen; doppelte Staatsbürgerschaft vollständig akzeptiert.
Karibik 🇰🇳 Saint Kitts & Nevis Zulassung möglich; Staatsbürgerschaft oft durch Investitionsprogramme erworben.
Afrika 🇿🇦 Südafrika Keine Einschränkungen, doppelte Staatsbürgerschaft ist uneingeschränkt erlaubt.
Asien 🇦🇺 Australien Keine Einschränkungen für doppelte Staatsangehörigkeit; volle Akzeptanz von Mehrstaatigkeit.
Asien 🇲🇾 Malaysia Zulassung für ethnische Malaysier, insbesondere im Ausland.
Südamerika 🇧🇷 Brasilien Mehrstaatigkeit vollständig zulässig, keine Aufgabe der brasilianischen Staatsangehörigkeit nötig.
Weltweit 🇳🇿 Neuseeland Vollständig erlaubt, keine Einschränkungen für doppelte Staatsbürgerschaft.
EU 🇩🇪 Deutschland Vollständig erlaubt seit 2023 bei Einbürgerung und Erwerb einer fremden Staatsbürgerschaft.
EU 🇨🇾 Zypern Keine Einschränkungen; doppelte Staatsangehörigkeit ist umfassend zulässig.
Region Land Besonderheiten
EU 🇦🇹 Österreich Grundsätzlich verboten, aber doppelte Staatsbürgerschaft in Ausnahmefällen möglich (z. B. für Flüchtlinge).
EU 🇩🇰 Dänemark Nur erlaubt bei Flüchtlingsstatus oder wenn die Aufgabe der alten Staatsbürgerschaft unmöglich ist.
EU 🇱🇺 Luxemburg Nur bei Einbürgerung zulässig; bei Erwerb einer anderen Staatsangehörigkeit kann die Luxemburgische verloren gehen.
EU 🇱🇹 Litauen Nur in wenigen Fällen zulässig, z. B. für Auslandslitauer; Einbürgerung erfordert meist die Aufgabe der bisherigen Staatsangehörigkeit.
EU 🇪🇪 Estland Nur für gebürtige Esten zulässig; Einbürgerung erfordert Aufgabe der bisherigen Staatsangehörigkeit.
EU 🇱🇻 Lettland Doppelte Staatsbürgerschaft nur für gebürtige Letten und in Ausnahmefällen erlaubt.
Afrika 🇰🇪 Kenia Nur für gebürtige Kenianer oder mit Sondergenehmigung zulässig; Einbürgerung erfordert oft Verzicht auf alte Staatsangehörigkeit.
Asien 🇰🇷 Südkorea Erlaubt durch Geburt oder Abstammung; Einbürgerung erfordert die Aufgabe anderer Staatsangehörigkeiten, außer in Sonderfällen.
Asien 🇯🇴 Jordanien Doppelte Staatsbürgerschaft erlaubt, jedoch oft nur durch Abstammung oder bei Sondergenehmigung.
Südamerika 🇦🇷 Argentinien Zulassung auf bilaterale Abkommen beschränkt (z. B. mit Italien und Spanien); andere müssen ursprüngliche Staatsangehörigkeit aufgeben.
Nordamerika 🇲🇽 Mexiko Doppelte Staatsbürgerschaft ist nur für gebürtige Mexikaner oder durch Abstammung möglich.
Afrika 🇳🇬 Nigeria Erlaubt für gebürtige Nigerianer; Einbürgerung von Ausländern kann die Aufgabe der bisherigen Staatsangehörigkeit erfordern.
Asien 🇮🇱 Israel Automatisch erlaubt für jüdische Einwanderer (Law of Return), jedoch mit Einschränkungen bei nicht-jüdischen Antragstellern.
Region Land Besonderheiten
EU 🇸🇰 Slowakei Verlust der slowakischen Staatsangehörigkeit bei Erwerb einer Anderen.
EU 🇳🇱 Niederlande Grundsätzlich verboten, nur in wenigen Ausnahmen möglich (z. B. durch Geburt).
Asien 🇯🇵 Japan Keine doppelte Staatsbürgerschaft erlaubt; Verlust der Japanischen bei Annahme einer Fremden.
Asien 🇨🇳 China Automatischer Verlust der chinesischen Staatsbürgerschaft bei Erwerb einer Anderen.
Asien 🇸🇬 Singapur Doppelte Staatsbürgerschaft verboten; Bürger müssen bei Erreichen der Volljährigkeit wählen.
Asien 🇮🇳 Indien Verlust der indischen Staatsbürgerschaft bei Annahme einer anderen; Option: Overseas Citizen of India (OCI).
Asien 🇰🇵 Nordkorea Keine doppelte Staatsbürgerschaft erlaubt; Verlust der Staatsbürgerschaft bei Annahme einer Fremden.
Asien 🇸🇦 Saudi-Arabien Striktes Verbot; doppelte Staatsbürgerschaft ist gesetzlich nicht anerkannt.
Asien 🇲🇳 Mongolei Striktes Verbot, keine doppelte Staatsbürgerschaft erlaubt.
Afrika 🇱🇾 Libyen Keine doppelte Staatsbürgerschaft erlaubt, Verlust der libyschen Staatsbürgerschaft bei Erwerb einer anderen.
Afrika 🇪🇷 Eritrea Striktes Verbot; Eritrea erkennt keine doppelte Staatsbürgerschaft an.
Afrika 🇬🇳 Guinea Verlust der guineischen Staatsbürgerschaft bei Erwerb einer fremden.
Afrika 🇱🇷 Liberia Keine doppelte Staatsbürgerschaft erlaubt; gesetzliche Regelung ist sehr restriktiv.
Weltweit 🇸🇬 Singapur Keine doppelte Staatsbürgerschaft erlaubt; Bürger müssen bei Volljährigkeit zwischen den Staatsbürgerschaften wählen.
Weltweit 🇮🇩 Indonesien Keine doppelte Staatsbürgerschaft erlaubt; Bürger verlieren automatisch die Indonesische bei Annahme einer Fremden.
Weltweit 🇻🇳 Vietnam Verlust der vietnamesischen Staatsbürgerschaft bei Annahme einer Fremden.
Ozeanien 🇰🇮 Kiribati Keine doppelte Staatsbürgerschaft erlaubt; Bürger verlieren automatisch ihre kiribatische Staatsbürgerschaft.
Ozeanien 🇫🇯 Fidschi Striktes Verbot; keine doppelte Staatsbürgerschaft erlaubt.

 

II. Vor- und Nachteile einer doppelten Staatsbürgerschaft

Vorteile einer doppelten Staatsbürgerschaft

Mit einer doppelten Staatsbürgerschaft stehen die Türen zu einer Vielzahl von Ländern offen. Inhaber von zwei Pässen profitieren häufig von erweiterten Einreiseprivilegien, insbesondere wenn eines der Länder visafreie Abkommen mit anderen Staaten unterhält. Ein Beispiel: Mit einem deutschen Pass kannst du in über 190 Länder visafrei reisen.

Doppelstaatler genießen einen nahtlosen Zugang zu den Arbeitsmärkten beider Länder. Sie können ohne zusätzliche Arbeitserlaubnisse oder Visabeschränkungen in beiden Staaten arbeiten. Das eröffnet nicht nur wirtschaftliche Perspektiven, sondern kann auch den Zugang zu spezifischen Branchen oder Berufen erleichtern, die möglicherweise einer bestimmten Staatsbürgerschaft vorbehalten sind.

Mit einer doppelten Staatsbürgerschaft sind Sie aktiv in der Lage, am politischen Leben beider Länder teilzunehmen. Sie können wählen, sich zur Wahl aufstellen lassen oder politische Initiativen unterstützen. Besonders für Migranten bedeutet dies oft, dass sie nicht zwischen zwei Identitäten wählen müssen.

Doppelstaatler haben Zugang zu sozialen Sicherungssystemen in beiden Ländern. Das umfasst beispielsweise Rentenansprüche, Krankenversicherung oder andere staatliche Hilfen. Gerade im Alter oder in Notfällen kann dieser doppelte Schutz eine wertvolle Sicherheit bieten.

Nachteile einer doppelten Staatsbürgerschaft

Eine doppelte Staatsangehörigkeit kann auch bedeuten, dass Sie in beiden Ländern steuerpflichtig sind. Insbesondere die USA verlangen von ihren Bürgern Steuererklärungen, selbst wenn sie außerhalb der Vereinigten Staaten leben. Dies kann zu einer doppelten Steuerlast führen, wenn keine entsprechenden Abkommen zur Vermeidung von Doppelbesteuerung bestehen (sog. Doppelbesteuerungsabkommen / DBA).

In einigen Ländern gilt eine Wehrpflicht, die auch Doppelstaatler betreffen kann. Wer in beiden Ländern als wehrpflichtig eingestuft wird, könnte in Konflikt mit den jeweiligen Verpflichtungen geraten. Länder wie Südkorea, Russland oder Israel machen dabei in der Regel keine Ausnahmen.

Unterschiedliche nationale Gesetze können widersprüchliche Pflichten erzeugen. So kann es passieren, dass Ihnen in einem Land Rechte zugestanden werden, die anders in einem anderen Land nicht zugestanden werden, oder dass Pflichten, wie der Militärdienst, in einem Land kollidieren. Auch die Strafverfolgung kann in komplexen Fällen unter Umständen zu Problemen führen.

III. Wie Sie durch Geburt die doppelte Staatsbürgerschaft erhalten

Die Geburt ist eine der natürlichsten und häufigsten Möglichkeiten, die doppelte Staatsangehörigkeit zu erlangen. Besonders in unserer heutigen globalisierten Welt, in der Menschen aus verschiedenen Ländern miteinander verbunden sind, spielt dieser Erwerbsweg der doppelten Staatsangehörigkeit eine bedeutende Rolle. In Deutschland basiert dieses Recht auf zwei Prinzipien: dem ius soli (Geburtsortprinzip) und dem ius sanguinis (Abstammungsprinzip).

 

1. Ein Blick in die Historie des Staatsangehörigkeitsrechts

Die heutige Ausgestaltung des deutschen Staatsangehörigkeitsrechts ist das Ergebnis einer über 200-jährigen Entwicklung, in der gesellschaftliche und politische Veränderungen immer wieder neue Schwerpunkte gesetzt haben. Um die Bedeutung der beiden zentralen Prinzipien – ius sanguinis und ius soli – besser zu verstehen, ist ein Blick auf die historische Entwicklung unverzichtbar.

Welche waren die wichtigsten Entwicklungen im Staatsangehörigkeitsrecht?

Die Entwicklung des deutschen Staatsangehörigkeitsrechts zeigt, wie sich gesellschaftliche und politische Realitäten über die Jahre verändert haben. Vor 1871 regelten einzelne deutsche Länder die Staatsangehörigkeit unabhängig voneinander. Mit der Gründung des Kaiserreichs brachte das StAG von 1870 eine erste Vereinheitlichung, die auf das Abstammungsprinzip (ius sanguinis) fokussiert war. Das RuStAG von 1913 machte dieses Prinzip zur Grundlage und prägt bis heute das Staatsangehörigkeitsrecht.

Dunkle Kapitel wie die Entrechtung bestimmter Bevölkerungsgruppen während der NS-Zeit (1933–1945) versinnbildlichen auch den Missbrauch solcher Rechte. Nach dem Zweiten Weltkrieg sorgten Gesetze in den 1950er-Jahren für die Wiedereingliederung von Vertriebenen und Flüchtlingen. Die Einführung des Geburtsortsprinzips (ius soli) im Jahr 2000 markierte einen Wendepunkt, indem es Kindern ausländischer Eltern unter bestimmten Bedingungen die deutsche Staatsangehörigkeit gewährte. Mit der Reform von 2024 wurde schließlich nun auch die Mehrstaatigkeit zugelassen und das Staatsangehörigkeitsrecht weiter modernisiert.

 

2. Das ius soli: Deutsche Staatsangehörigkeit durch Geburt in Deutschland

Das im Jahr 2000 eingeführte ius soli, auch als Geburtsortsprinzip bekannt, gibt Kindern das Recht auf die deutsche Staatsangehörigkeit, wenn sie in Deutschland geboren werden und sie weitere Voraussetzungen erfüllen. Besonders relevant wird dieses Prinzip für Kinder ausländischer Eltern, die sich langfristig in Deutschland niedergelassen haben.

Die Voraussetzungen hierfür sind die folgenden beiden:

Geburt in Deutschland: Das Kind muss auf deutschem Staatsgebiet geboren sein.

Fünfjähriger Aufenthalt des Elternteils: Mindestens ein Elternteil muss seit fünf Jahren rechtmäßig in Deutschland leben und eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis besitzen.

 

3. Das ius sanguinis: Deutsche Staatsangehörigkeit durch Abstammung

Neben dem Geburtsortsprinzip spielt das Abstammungsprinzip eine zentrale Rolle. Kinder, deren Eltern oder Großeltern deutsche Staatsangehörige sind, können unabhängig vom Geburtsland die deutsche Staatsangehörigkeit erlangen.

Wichtiger Hinweis: In diesem Zusammenhang sollte gleichwohl der Generationenschnitt gemäß § 4 Absatz 4 StAG beachtet werden. Dieser besagt, dass Kinder, die im Ausland geboren werden, die deutsche Staatsangehörigkeit nicht automatisch erhalten, wenn ihr deutscher Elternteil selbst nach dem 31. Dezember 1999 im Ausland geboren wurde und dort lebt. Eine Ausnahme gilt, wenn das Kind sonst staatenlos wäre.

Um die Staatsangehörigkeit dennoch zu sichern, muss die Geburt innerhalb eines Jahres im Geburtenregister eingetragen werden. Der Antrag kann auch bei einer deutschen Auslandsvertretung gestellt werden. Sind beide Elternteile Deutsche, greift der Generationenschnitt nur, wenn beide die genannten Voraussetzungen erfüllen. Für Ansprüche nach Artikel 116 Absatz 2 GG oder § 15 StAG ist der Generationenschnitt unbeachtlich. Diese Regelung wahrt insofern die Bindung an Deutschland, bietet aber zugleich Möglichkeiten für eine aktive Beibehaltung der Staatsangehörigkeit.

IV. Wie Sie die doppelte Staatsbürgerschaft beantragen

Die Beantragung der doppelten Staatsbürgerschaft in Deutschland erfordert das Erfüllen klarer Kriterien, die sicherstellen, dass Antragsteller gut in die Gesellschaft integriert sind. Im Folgenden wird anschaulich dargestellt, welche Schritte und Kriterien Sie für den Erwerb einer doppelten Staatsbürgerschaft erfüllen müssen:

1. Rechtmäßiger Aufenthalt – Der erste Grundstein

Ein Antragsteller müssen nachweisen, dass sie mindestens fünf Jahre rechtmäßig in Deutschland gelebt haben. Für einige Gruppen, wie Personen mit besonderen Integrationsleistungen (z. B. C1-Sprachzertifikat), kann diese Frist auf drei Jahre verkürzt werden. Für die sogenannte Gastarbeitergeneration gelten gleichwohl erleichterte Anforderungen, um ihre historische Rolle in der deutschen Gesellschaft anzuerkennen.

Rechtmäßiger Aufenthalt

2. Sprachnachweise – Schlüssel zur Integration

Die Sprache ist das wichtigste Bindeglied zur Gesellschaft. Je nach Aufenthaltsdauer müssen Antragsteller ein Sprachzertifikat vorlegen:

  • B1-Niveau für eine Einbürgerung nach fünf Jahren.
  • C1-Niveau für eine Einbürgerung nach drei Jahren bei besonderen Integrationsleistungen.
  • Für die Gastarbeitergeneration können alternative Nachweise anerkannt werden, um kulturelle und sprachliche Unterschiede zu berücksichtigen.
Sprachnachweis

3. Integrationsnachweise

Der Einbürgerungstest dient als Symbol für die Annahme der Werte und Normen Deutschlands. Mit Fragen zur Rechtsordnung, Geschichte und den Lebensverhältnissen zeigt er, dass die Antragsteller sich aktiv mit ihrem neuen Heimatland auseinandersetzen.

Integrationsnachweise

4. Lebensunterhalt

Antragsteller müssen ihren Lebensunterhalt sowie den ihrer Familie aus eigenen Mitteln bestreiten können. Der Nachweis erfolgt in der Regel durch Gehaltsabrechnungen, Steuerbescheide oder betriebswirtschaftliche Auswertungen. Ausnahmen gelten in sozialen Härtefällen oder für Menschen mit besonderen Belastungen.

Lebensunterhalt

5. Loyalitätserklärung

Ein schriftliches Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung Deutschlands ist unverzichtbar. Die Loyalitätserklärung gemäß § 10 Absatz 1 Nr. 1a StAG verdeutlicht, dass die doppelte Staatsbürgerschaft nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten mit sich bringt.

Loyalitätserklärung

 

V. Antragstellung leicht gemacht – Schritt-für-Schritt zur doppelten Staatsbürgerschaft

Die korrekte Abwicklung von Meldepflichten und Antragstellung ist entscheidend, um die doppelte Staatsbürgerschaft zu erlangen. Nachfolgend ist daher eine detaillierte Übersicht der Schritte zu finden, ergänzt um hilfreiche Tipps und Erklärungen, mit denen Sie Schritt-für-Schritt eine doppelte Staatsbürgerschaft erwerben können:

 

Schritt 1: Dokumente vorbereiten

Die Basis für jeden Antrag sind vollständig und korrekt vorbereitete Unterlagen. Dazu gehören:

  • Reisepass und Personalausweis: Der Nachweis deiner Identität.
  • Geburtsurkunde: Zum Belegen deines rechtlichen Status.
  • Aufenthaltsnachweise: Mietverträge, Arbeitsbescheinigungen oder andere Belege für deinen Aufenthalt.

Tipp: Sammle deine Dokumente in einem Ordner und prüfe, ob sie noch gültig sind. Kopien sollten beglaubigt sein, wenn erforderlich.

 

Schritt 2: Antrag einreichen

Der Antrag wird bei der Behörde des Zielstaates gestellt, z. B. bei Einbürgerungsämtern oder Auslandsvertretungen. Achten Sie darauf, dass Sie die spezifischen Anforderungen des Landes erfüllen, wie Sprachzertifikate oder Nachweise zur Integration.

Tipp: Bereiten Sie sich auf ein persönliches Gespräch oder eine Befragung vor, um das Interesse an der Staatsbürgerschaft zu begründen.

 

Schritt 3: Meldepflicht erfüllen

Sobald Sie die Staatsangehörigkeit des Zielstaates erhalten haben, sind Sie verpflichtet, dies der zuständigen deutschen Behörde zu melden. Eine Kopie der Einbürgerungsurkunde sollte an die Passbehörde oder Auslandsvertretung geschickt werden.

Tipp: Versenden Sie die Unterlagen per Einschreiben, um sicherzustellen, dass sie ankommen.

 

Schritt 4: Neue Dokumente beantragen

Nach erfolgreicher Einbürgerung müssen Sie nur noch die neuen Ausweisdokumente beantragen; sowohl für die deutsche als auch für die neue Staatsangehörigkeit. Das betrifft Reisepässe, Personalausweise und gegebenenfalls andere relevante Papiere.

Tipp: Halten Sie Ihre Unterlagen geordnet und aktualisiert bereit, da sie bei künftigen Reisen oder Behördengängen wichtig sind.

 

VI. FAQ: Die häufigsten Fragen zur doppelten Staatsbürgerschaft

Doppelte Staatsbürgerschaft Deutschland

1. Kann ich meine ursprüngliche Staatsangehörigkeit behalten, wenn ich die Deutsche annehme?

Ja, seit der Reform des Staatsangehörigkeitsmodernisierungsgesetzes (StARModG) im Jahr 2024 ist es grundsätzlich möglich, die ursprüngliche Staatsangehörigkeit zu behalten, wenn man die deutsche Staatsangehörigkeit annimmt.
Dies setzt jedoch voraus, dass auch das Herkunftsland Mehrstaatigkeit akzeptiert. Länder wie die Türkei oder die USA ermöglichen dies, während andere, wie China oder Indien, strikt dagegen sind. Vor der Antragstellung solltest du daher die rechtlichen Rahmenbedingungen deines Herkunftslandes prüfen, um Komplikationen zu vermeiden.

Tipp: Wenden Sie sich an die zuständigen Behörden oder konsultieren Sie einen Rechtsanwalt, um sicherzugehen, dass keine unvorhergesehenen Probleme entstehen.

  1. Deutscher Bundestag, Wissenschaftliche Dienste. (2013). Die doppelte Staatsbürgerschaft in Deutschland und ausgewählten Ländern, Sachstand WD 3 – 3000 – 035/13, 13. Mai 2013, abrufbar unter https://www.bundestag.de/resource/blob/478084/e1c1c844102ac6a8753c2f1ee9f44302/wd-3-035-13-pdf-data.pdf (zuletzt aufgerufen am 02.01.2025). Berlin, Deutscher Bundestag, S. 4-16.

2. Welche Länder erlauben eine doppelte Staatsbürgerschaft?

Die Zahl der Länder, die doppelte Staatsangehörigkeit erlauben, wächst stetig. Deutschland hat sich mit der Reform von 2024 zu einem modernen Einwanderungsland entwickelt, das Mehrstaatigkeit offen akzeptiert. Länder wie die USA, Italien, die Türkei oder Nigeria gehören ebenfalls zu den Staaten, die Doppelstaatlern alle Rechte gewähren.

Doch es gibt Ausnahmen: In Ländern wie China, Indien oder Japan wird der Besitz einer weiteren Staatsangehörigkeit nicht toleriert. Wer in diesen Ländern eine fremde Staatsangehörigkeit annimmt, verliert in der Regel auch die Ursprüngliche.

Hinweis: Erfahren Sie unter Punkt I. in diesem Beitrag mehr dazu, in welchen Ländern eine doppelte Staatsbürgerschaft möglich ist!

3. Was passiert, wenn ich die Meldepflicht vergesse?

Die Meldepflicht nach einer Einbürgerung oder dem Erwerb einer fremden Staatsangehörigkeit ist ein essentieller Schritt, den Sie nicht übersehen solltest. Wer die Meldepflicht versäumt, riskiert rechtliche Konsequenzen wie Verzögerungen bei der Ausstellung von Dokumenten oder in Einzelfällen sogar Bußgelder.

Die deutschen Behörden sind in solchen Fällen jedoch oft kooperativ: Melden Sie Ihren neuen Status schnellstmöglich nach und reichen Sie die erforderlichen Unterlagen, wie die Einbürgerungsurkunde, ein.

4. Darf man mit doppelter Staatsbürgerschaft in Deutschland wählen?

Ja, Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit – auch im Rahmen einer doppelten Staatsbürgerschaft – sind wahlberechtigt und können an Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen teilnehmen. Das Wahlrecht gilt jedoch ausschließlich für die deutsche Staatsangehörigkeit. Ob das Wahlrecht auch im anderen Heimatland besteht, richtet sich nach dessen nationalen Regelungen.

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Jurawelt Redaktion

Christopher Molter

Studium:

  • Student der Rechtswissenschaften an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht
  • Schwerpunktbereich: Bank- und Kapitalmarktrecht
  • Auslandsaufenthalt an der University of Alberta (Kanada)

Jurawelt:

  • Redakteur & Studentischer Mitarbeiter