Rolf Schmidt gelingt es mit dieser Darstellung des allgemeinen Verwaltungsrechts, eine Brücke zwischen den häufig zu knapp gehaltenen Skripten und den gegenteilig häufig sehr schwer verständlichen Lehrbüchern zu schlagen. Sein Versuch, mit einer ganzheitlichen Darstellung das Rechtsgebiet verständlich zu erschließen, ist ihm gelungen. In der 7. Auflage wurden die Änderungen, die durch das Dritte Gesetz zur Änderung verwaltungsverfahrensrechtlicher Vorschriften eingetreten sind, eingearbeitet. Des Weiteren wurden die Neuerungen, die durch die Reform des Schadensersatzrechts im Staatshaftungsrecht aufgetreten sind, berücksichtigt und die Auswirkungen der Schuldrechtsreform auf den verwaltungsrechtlichen Vertrag eingearbeitet.
In den ersten sechs Kapiteln des Buches wird der Student in die Organisation, die Rechtsquellen, das Prinzip der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung und die Rechte des Bürgers von der staatlichen Verwaltung etwas zu verlangen (subjektives öffentliches Recht) eingeführt. Angenehm ist hier, dass lange, unrelevante und häufig ermüdende Ausführungen zur Definition des Verwaltungsbegriffs weggelassen wurden. In den folgenden beiden Kapiteln erfolgt eine ausführliche Darstellung des unbestimmten Rechtsbegriffs, des Beurteilungsspielraumes, der planerischen Abwägungsentscheidung der Verwaltung und des Ermessens. In diesen sehr klausurrelevanten Kapiteln wird deutlich ein Schwerpunkt auf die klausurpraktische Verwertbarkeit der Informationen gesetzt.
Das neunte Kapitel behandelt die Handlungsformen der Verwaltung. Auch hier ist eine deutliche Schwerpunktsetzung auf examensrelevante Inhalte vorgenommen worden. So nimmt die Darstellung des Verwaltungsaktes mehr als die Hälfte dieses Kapitels ein. Dennoch werden die zwar seltener relevanten, aber trotzdem wichtigen Handlungsformen wie die Satzung oder der Realakt gut und ausreichend erörtert. Das zehnte Kapitel gibt eine kurze Übersicht über die Verwaltungsvollstreckung, diese ist mit einem Hinweis auf eine ausführlichere Erörterung in dem Buch zum
Besonderen Verwaltungsrecht des gleichen Autors versehen. Die Darstellung des allgemeinen Verwaltungsrechts schließt ab mit einem Kapitel zum Staatshaftungsrecht.
Meines Erachtens liegt einem mit diesem Buch zum allgemeinen Verwaltungsrecht ein sehr empfehlenswertes Studienbuch für Anfänger und Fortgeschrittene zu diesem Themenkomplex vor. Besonders die praxisbezogene Darstellung hat mich überzeugt. Die Ausführungen zur Handlungsform der Verwaltung durch Verwaltungsakt und die möglichen Folgeprobleme halte ich für sehr gelungen. Trotz teilweise sehr langer Textblöcke, die durch weitere Untergliederungen und Absätze vereinfacht werden könnten, ist der Stoff noch leicht zu überblicken und
zu erlernen.
Ein Vorteil liegt bei diesem Buch in seinem guten didaktischen Aufbau. Rolf Schmidt arbeitet mit lernerleichternden Schemata und Falllösungen im Gutachtenstil. Das Themengebiet ist sehr klausurorientiert aufgearbeitet. Auch die Aktualität dieses Buches muss noch hervorgehoben werden, so finden sich beispielsweise bei den Ausführungen zur Außenwirkung im Beamtenverhältnis – hier wird der "Kopftuchfall" exemplarisch durchgesprochen – zahlreiche Fußnoten zu der Rechtsprechung aus dem Jahr 2002 und eine aus dem Jahr 2003. Die zahlreichen Fundstellen sind auch zur genauen Nacharbeitung einzelner Themen gut geeignet.
Gesamteindruck:
Alles in allem ist dieses Buch bei Themen, die bei dem Erlernen des allgemeinen Verwaltungsrechts nicht von allzu großer Bedeutung sind, so knapp wie möglich und bei relevanteren Themen so ausführlich wie nötig gehalten worden. Diese Gratwanderung ist gut gelungen.
