Jung und erfolgreich – Wie Sie ein guter Anwalt werden

Das zweite Staatsexamen ist geschafft – der Abschluss der juristischen Ausbildung, und man ist nun Volljurist. Ob der nächste Schritt in eine große oder kleinere Kanzlei führt, um dort Anwalt zu werden: Ein Berufsanfänger ist für Mandanten, Staatsanwälte, Kollegen und Richter noch ein unbeschriebenes Blatt. Doch wie gelingt es, sich in der nun folgenden Zeit den Ruf eines trotz jungen Alters fähigen und vertrauenswürdigen Anwalts aufzubauen?

Anwalt werden

I. Der Ruf eines Juristen – Warum er so wichtig ist

Wer in den Beruf als Anwalt startet, hat sicherlich das Ziel, sich schnellstmöglich einen guten Ruf aufzubauen. Dabei gibt es gleich mehrere Gründe, warum das für einen langfristigen Erfolg in diesem Job äußerst relevant ist.

1.1 Der Ruf bei der Mandantschaft

Zunächst lohnt sich diesbezüglich ein Blick auf die Mandantschaft. Ein Anwalt, der einen guten Ruf genießt, wird es oftmals leichter haben, Aufträge zu erhalten. Vor allem Empfehlungen sind dabei bedeutsam.

Wenn es ein junger Anwalt schafft, stets ein gutes und professionelles Verhältnis zu seinen Mandanten aufzubauen, stehen die Chancen, dass diese ihn im Freundes- oder Bekanntenkreis weiterempfehlen, durchaus gut. Dabei ist es natürlich nicht minder relevant, Fälle zu gewinnen oder für die Auftraggeber das bestmögliche Ergebnis zu erreichen.

Neben der persönlichen Ebene ist der Eindruck, der in der Öffentlichkeit entsteht, elementar. Im Zeitalter des Internets leisten Online-Bewertungen einen erheblichen Beitrag zum Ruf eines Anwalts.

Aus diesem Grund ist es wichtig, von Anfang an darauf zu achten, Mandanten von seinen Fähigkeiten und einer professionellen Art zu überzeugen. Denn: Schlechte Reviews machen es deutlich schwieriger, Auftraggeber zu finden.

Außerdem trägt ein guter Ruf manchmal zu Erfolgen bei. Das liegt daran, dass Mandaten sich einem Anwalt, der eine gute und zugewandte Reputation genießt, in Gesprächen sicherlich oftmals leichter anvertrauen.

Im Ergebnis ist der Jurist bestmöglich vorbereitet und erlebt in den Verhandlungen seltener Überraschungen, die seine Strategie zunichtemachen.

1.2 Der Ruf bei Kollegen und vor Gericht

Ebenfalls wichtig ist der Ruf bei Kollegen und vor Gericht. Innerhalb der Kanzlei hat eine gute fachliche Reputation zur Folge, dass ein Aufstieg leichter realisierbar ist. Zudem werden erfahrene Kollegen bei einem beliebten und fleißigen jungen Anwalt eher bereit sein, ihn mit Wissen und Erfahrungswerten zu unterstützen.

Vor Gericht wiederum hat ein positiver Ruf zur Konsequenz, dass die Verständigung mit dem Richter und dem Staatsanwalt leichter fällt. Hieraus resultiert die Chance, bessere Ergebnisse für den Mandanten zu erzielen, was schlussendlich zu einer Art positiver Spirale führt.

Ein Jurist mit einem schlechten Ruf hingegen, vor allem wenn dieser in einem unzugänglichen und überheblichen Verhalten begründet liegt, wird es in einigen Situationen schwerer haben, seine Anliegen durchzusetzen. Selbstverständlich müssen sich Staatsanwälte und Richter an die Gesetzen orientieren. Dennoch sind diese Berufsgruppen nicht völlig frei von menschlichen Regungen wie Sympathie und Antipathie, was gerade bei einem Fall mit einem Ermessenspielraum Auswirkungen haben kann.

Darüber hinaus spielt der Erwerb eines Fachanwaltstitels eine besondere Rolle für den Ruf. Ein Anwalt, der sich auf ein bestimmtes Rechtsgebiet spezialisiert und dies durch eine offizielle Qualifikation nachweisen kann, wird oft von Richtern und Staatsanwälten als besonders kompetent wahrgenommen. Dies kann sich positiv auf die Verhandlungsführung auswirken, da die Gegenseite weiß, dass sie einem ausgewiesenen Experten gegenübersteht, dessen Argumentation auf fundierter Fachkenntnis basiert.

II. Stil zeigt Wirkung – Das optische Erscheinungsbild

Eine zentrale Basis für einen guten Ruf liegt oftmals im optischen Eindruck. Gerade für Anwälte ist es wichtig, seriös aufzutreten. Daher sollten junge Juristen bei der Wahl der Kleidung sowie beim Styling einige Details beachten, die dazu beitragen, dass sie positiv wahrgenommen werden.

2.1 Die richtige Kleidung

Vor diesem Hintergrund ist es als Anwalt immer noch sinnvoll, sich mit einem Blick auf die Kleidung an einem eher gehobenen und konservativen Stil zu orientieren. Dresscodes sind bei der Auswahl eine große Hilfe und bieten eine solide Entscheidungsbasis.

Die richtige Kleidung

Passend für einen Juristen ist allen voran Business Formal. Dieser Dresscode basiert auf einigen einfachen Regeln. Herren tragen einen gutsitzenden engen Anzug in einer dunkleren Farbe, Damen haben die Möglichkeit, auf einen Hosenanzug oder ein Kleid zurückzugreifen. Hinzu kommen Outfit-Teile wie ein Hemd und die passenden Schuhe.

Berufseinsteiger sollten darauf achten, dass ihre Kleidung immer bestens gepflegt ist. Um das im Alltag zu gewährleisten, ist es sinnvoll, mehrere Outfits als Alternativen im Schrank zu haben, für den Fall, dass es schnell gehen muss.

Vor Gericht besteht in Strafverfahren eine Roben-Pflicht, auch in Zivilsachen wird sie empfohlen.

Viel Spielraum hinsichtlich des Stils gibt es hier nicht. Allerdings sollten junge Anwälte besonders darauf schauen, ein hochwertiges und neues Modell zu tragen und die Robe ausreichend zu pflegen.

2.2 Bart und Haare

Zu einer passenden Optik gehören die Haare sowie bei Männern der Bart:

  • Regelmäßige Besuche beim Friseur sollten eine Selbstverständlichkeit sein, genau wie eine tägliche Pflege der Frisur.
  • Um das insgesamt konservative Bild abzurunden, ist es ratsam, auf auffällige Schnitte oder grelle Färbungen zu verzichten.
  • Männer sollten darauf achten, einen Bart-Stil zu finden, der zum Rest der Optik passt. Dabei sind Varianten wie eine vollständige Rasur, ein gepflegter Drei-Tage-Bart oder ein nicht allzu langer Vollbart möglich. Wer nicht glattrasiert ist, muss zudem gewisse Basics der Pflege eines Bartes berücksichtigen.

III. Wann Bescheidenheit hilft – und wann Selbstbewusstsein angebracht ist

In der Startphase der Karriere gibt es mit einem Blick auf das juristische Wissen einige Situationen, in denen Bescheidenheit angebracht ist. In anderen Momenten wiederum können und sollten junge Anwälte ihr Wissen und ihre Kompetenzen unter Beweis stellen.

3.1 Situationen, in denen Bescheidenheit hilft

Bescheidenheit ist vor allem zu Beginn der Tätigkeit in der ersten Kanzlei angebracht, sofern ein Angestelltenverhältnis besteht. In dieser Phase bringt der Anwalt zwar theoretisches Wissen mit, hat aber bei weitem noch nicht die Erfahrungswerte und Kompetenzen seiner älteren Kollegen.

In dieser Situation ist es sinnvoll, erst einmal zuzuhören, Ratschlägen zu folgen und darauf zu achten, möglichst viel Wissen mitzunehmen. Nachfragen sind nicht nur bei diesem Ziel eine Hilfe, sondern belegen das Interesse an bestimmten Themenbereichen.

Vor Gericht ist Bescheidenheit am Anfang ebenfalls hilfreich. Dadurch bekommen Richter und andere Anwälte nicht den Eindruck, dass der junge Anwalt als Besserwisser auftritt. Das könnte schnell als Arroganz ausgelegt werden und die Beliebtheit beeinträchtigen. Andererseits sollte die Zurückhaltung in keinem Fall so weit gehen, dass die Kompetenzen vollständig infrage gestellt werden oder das Verhalten negative Konsequenzen für den jeweiligen Fall hat. Vor Gericht sind also Maß und Mitte zwischen Bescheidenheit und Selbstbewusstsein zum Einstieg die beste Variante.

3.2 Selbstbewusst auftreten – Wann ist es angebracht?

Andererseits ist es wichtig, in gewissen Situationen mit dem bereits angesammelten Wissen sehr selbstbewusst aufzutreten. Das ist zum Beispiel im Disziplinarverfahren gegeben, wenn der junge Anwalt ein großes Interesse mitbringt und sich dementsprechend sehr sicher fühlt.

Hier hat er die Gelegenheit, bei den anderen am Prozess beteiligten Juristen einen Eindruck zu hinterlassen und sich so eine erste Basis für einen Ruf als kompetenter Kollege zu schaffen. Diese Grundlage wird dann über die Jahre Stück für Stück ausgeweitet. Denn: Mit einer fortschreitenden Karriere wird es immer mehr Fälle geben, in denen ein selbstbewusstes Auftreten nicht und angemessen, sondern auch hilfreich ist.

Zudem ist im Kontakt mit den Mandanten ein selbstbewusstes Auftreten ratsam. Schließlich suchen sie nach einer juristischen Hilfe in einer manchmal potenziell lebensverändernden Situation. Das Gefühl, hierbei von einem Anwalt begleitet zu werden, der die Lage vollständig im Griff hat, kann sich positiv auf den Gemütszustand des Mandanten und die Motivation zur Mitarbeit auswirken.

IV. Kommunikation als Schlüsselkompetenz – Warum Anwälte sprachlich vielseitig sein sollten

Eine der wichtigsten Kompetenzen eines Anwalts ist die Fähigkeit, klar, verständlich und angemessen mit unterschiedlichen Gesprächspartnern zu kommunizieren. Erfolgreiche Kommunikation erfordert nicht nur Fachwissen, sondern auch die Fähigkeit, sich auf die Sprache und Lebenswelt der Mandanten einzustellen. Dabei ist es entscheidend, stets authentisch und glaubwürdig zu bleiben.

4.1 Alltags- und Umgangssprache verstehen

Anwälte treffen im Alltag auf Mandanten aus verschiedensten sozialen Schichten, Altersgruppen und Berufsbereichen. Es ist deshalb hilfreich, nicht nur die juristische Fachsprache zu beherrschen, sondern auch über ein gutes Verständnis der Alltagssprache und gängiger Umgangssprache zu verfügen.

Dies hat folgende Vorteile:

  • Es erleichtert dem Anwalt, Mandanten besser zu verstehen, besonders wenn komplexe Sachverhalte umgangssprachlich geschildert werden.
  • Ein Anwalt, der verständnisvoll auf die sprachliche Ebene seiner Mandanten eingehen kann, baut schneller Vertrauen und eine gute Gesprächsatmosphäre auf.
  • Gute Kenntnisse der Alltagssprache helfen, Aussagen von Zeugen oder Beteiligten präzise zu erfassen und auszuwerten, was insbesondere bei Aussageprotokollen hilfreich ist.

Wichtig ist hierbei nicht, diese Sprache selbst zwanghaft zu verwenden, sondern sie korrekt zu verstehen und angemessen darauf einzugehen. Künstlich wirkende Anpassungsversuche können schnell unglaubwürdig erscheinen und das Vertrauen des Mandanten beeinträchtigen.

Beispielsweise ist der Anbau und Besitz von Magic Mushrooms mit Strafen belegt. Wer sich zum Beispiel zunehmend auf Strafsachen im Bereich der Drogenkriminalität spezialisiert, sollte sich zu Beginn seiner Karriere einmal die in diesem Milieu gängigen Begrifflichkeiten anschauen.

4.2 Wann ist Juristendeutsch angemessen?

Fachsprache ist wichtig, um sich präzise mit Kollegen, Richtern und Behörden auszutauschen. Dennoch liegt eine der größten kommunikativen Herausforderungen darin, komplexe juristische Sachverhalte klar und verständlich an Mandanten zu vermitteln.

Gerade junge Anwälte sollten deshalb frühzeitig lernen, die juristische Fachsprache situationsgerecht zu verwenden und Fachbegriffe gezielt in einfache Sprache zu übersetzen. Das Ziel sollte stets sein, den Mandanten durch eine klare, verständliche Kommunikation mitzunehmen, ohne ihn mit unnötigen Fachausdrücken zu überfordern.

Dies gelingt am besten, indem man sich regelmäßig fragt: „Wie würde ich den Sachverhalt jemandem erklären, der keinerlei juristische Kenntnisse besitzt?” Auf diese Weise entwickeln Anwälte eine wertvolle kommunikative Kompetenz, die den Alltag enorm erleichtert und gleichzeitig die Mandantenbindung stärkt.

Wann ist Juristendeutsch angemessen?

V. Das eigene Wissen nie als vollständig ansehen

Um sich einen guten fachlichen Ruf zu erarbeiten, ist es wichtig, als Berufseinsteiger stets lernbereit zu bleiben. In diesem Zusammenhang haben der Arbeitsalltag sowie Fortbildungen eine Bedeutung.

5.1 Lernen im Alltag

Wer als Jurist gerade seinen Abschluss erreicht hat, kann wie bereits angeklungen noch nicht wirklich mit Erfahrungen in der Realität überzeugen. Daher sollten junge Anwälte jeden Fall neben der Bearbeitung selbst als weiteren Schritt des stetigen Lernens ansehen.

Falls bei der alltäglichen Arbeit oder in einer Verhandlung gewisse Abläufe und Paragrafen unklar oder noch unbekannt sind, sollten diese im Nachhinein recherchiert und gelernt werden. Wenn ein Anstellungsverhältnis besteht, hat der junge Anwalt die Gelegenheit, seine erfahrenen Kollegen in jeder dieser Situationen um Unterstützung zu bitten.

5.2 Fortbildungen zum stetigen Lernen

Daneben besteht die Option, durch Fortbildungen das Wissen zu erweitern. In der Anfangsphase können dabei mehrere Rechtsgebiete wie Strafrecht oder Zivilrecht behandelt werden. Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn eine Spezialisierung auf ein Thema stattfindet, sollten sich die Weiterbildungsaktivitäten intensiv auf diesen Bereich konzentrieren.

Das bringt den Vorteil mit sich, dass der Anwalt die Gelegenheit bekommt, sich in diesem Fach zu profilieren und Stück für Stück zu einem Experten mit einem immer besseren Ruf heranzureifen.

5.3 Jeden Fall annehmen und Pro Bono arbeiten

Darüber hinaus ist es gerade zu Beginn der Karriere empfehlenswert, jeden Fall anzunehmen und hin und wieder pro Bono zu arbeiten. Hieraus entstehen für den jungen Juristen auf lange Sicht meist einige Vorteile.

5.3.1 Warum sollten Karriereeinsteiger jeden Fall anzunehmen?

Zu Beginn geht es vor allem darum, Erfahrung zu sammeln, um Schritt für Schritt bessere Ergebnisse für die Mandanten zu erzielen. Je mehr Fälle der Berufseinsteiger behandelt, desto umfangreicher sind die Erfahrungen, die er mitnimmt.

Daher sollte nicht ausschließlich auf wirtschaftliche Aspekte geschaut werden. So kann es zum Beispiel sein, dass ein Mandant einen finanziell eher weniger interessanten Fall mitbringt, der allerdings eine Herausforderung darstellt, der sich der Anwalt annehmen möchte.

Ist er damit erfolgreich, steigt neben dem Lerneffekt das Renommee bei Kollegen und potenziellen Mandanten. Gleiches gilt für Fälle, die ein großes Medienecho nach sich ziehen. Das Auftreten in der Presse ist eine Art kostenloses Marketing für den Juristen, das zum Bekanntheitsgrad beiträgt. Im Besonderen gilt das, wenn er vor Gericht gewinnt oder ein für seinen Mandanten unerwartet positives Ergebnis erzielt.

Zudem helfen viele verschiedene Fälle dabei, die eigenen Interessen im juristischen Bereich genauer zu definieren. Manchmal ergibt sich in der praktischen Arbeit eine Begeisterung für ein Rechtsgebiet, in dem der Anwalt sie nicht erwartet hätte.

5.3.2 Pro Bono arbeiten als Anwalt

Bei der Pro-Bono-Beratung wiederum verzichtet der Anwalt vollständig auf sein Entgelt:

  • Die Pro-Bono-Aufträge haben zum Ziel, das Know-how zu erweitern und viele unterschiedliche Fälle kennenzulernen.
  • Zusätzlich geht mit dieser Art der Beratung ein soziales Engagement einher. Möglich ist eine solche Art der Arbeit für bedürftige Privatpersonen, Stiftungen oder gemeinnützige Organisationen.
  • Junge Anwälte haben mit der Tätigkeit die Gelegenheit, etwas genauere Einblicke in die Realität der Menschen und eines bestimmten Rechtsgebietes zu erhalten.

VI. Empathie und Dienstleistung – Der richtige Umgang mit den Mandanten

Abseits des bereits angeklungenen Wissens zu Dialekten und Slang-Termini sollte ein Berufseinsteiger einige weitere Aspekte beherzigen, die dazu beitragen, dass er als empathischer Dienstleister wahrgenommen wird.

6.1 Verständnis und Gesprächsatmosphäre schaffen

Dazu gehört es allen voran, den Mandanten mit einem gewissen Verständnis gegenüberzutreten. Das gilt unabhängig davon, wie nervös, angespannt oder wütend sie auftreten oder was Sie dem Verteidiger erzählen.

Der Anwalt sollte bedenken, dass einige Menschen, die eine Rechtsberatung benötigen, sich zu diesem Zeitpunkt in einer persönlichen oder wirtschaftlichen Ausnahmesituation befinden. Grenzen sollte der Jurist erst dann setzen, wenn er persönlich (verbal) angegriffen wird.

Außerdem ist es hilfreich, eine gute Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Besonders die Einrichtung des Büros trägt dazu bei, dass die Mandanten sich wohlfühlen. Blaue Farbakzente wirken entspannend, insgesamt sollte die Gestaltung modern sein. Zimmerpflanzen werten den ersten Eindruck auf und erzeugen ein ruhiges Kommunikationsklima.

Verständnis und Gesprächsatmosphäre schaffen

6.2 Umgang mit moralischen Konflikten

Im Anwaltsberuf wird man möglicherweise mit Fällen konfrontiert, die nicht mit den eigenen moralischen Vorstellungen oder persönlichen Überzeugungen übereinstimmen. Gerade in Rechtsgebieten wie dem Strafrecht, Familienrecht oder bestimmten Zivilrechtsbereichen kann es dazu kommen, dass Anwälte Mandanten vertreten, deren Verhalten oder Einstellungen sie persönlich ablehnen.

In solchen Situationen ist es wichtig, eine professionelle Distanz zu wahren, ohne jedoch die eigene Integrität vollständig zu ignorieren. Ziel sollte es sein, sachlich und objektiv zu handeln, um dem Mandanten zu seinem Recht zu verhelfen, und gleichzeitig die persönliche Belastung durch klare Abgrenzung zu minimieren.

Sollte es zu dauerhaften Konflikten zwischen persönlichen Werten und beruflicher Tätigkeit kommen, ist es ratsam, zunächst das Gespräch mit erfahrenen Kollegen oder Vorgesetzten zu suchen. Supervision, kollegialer Austausch oder professionelle Unterstützung können dabei helfen, emotional herausfordernde Situationen besser zu bewältigen.

Wenn ein Berufseinsteiger dennoch langfristig merkt, dass ein bestimmtes Fachgebiet dauerhaft zu einer psychischen Belastung wird, kann ein Wechsel in einen anderen Rechtsbereich oder eine andere Tätigkeit im juristischen Beruf eine sinnvolle Entscheidung sein.

6.3 Richtiges Handeln zum Wohl des Mandanten

Darüber hinaus muss der Anwalt lernen, immer zum Wohle des Mandanten zu handeln. Das kann beinhalten, mit der Person, die er vertritt, über die Vorgehensweise zu diskutieren und zu versuchen, sie von einer anderen Einstellung zu überzeugen, wenn die ihre Idee relativ wenig Aussicht auf Erfolg hat.

Denkbar ist das zum Beispiel dann, wenn ein Vergleich oder eine Einstellung das Beste für den Mandanten wäre, was der Fall hergibt, dieser aber nach wie vor vollumfänglich recht bekommen möchte. Zu diesem Bereich gehört es ebenfalls, den Auftraggeber bei einem unangemessenen Verhalten vor Gericht einzubremsen und, wenn nötig, sehr deutlich auf eine Änderung des Auftretens hinzuweisen.

VII. Marketing und die richtigen Kontakte pflegen

Schlussendlich gibt es zwei weitere Bereiche, die Anwälte, die gerade in den Beruf einsteigen, berücksichtigen sollten, wenn es um den Aufbau eines guten Rufs geht: die Marketing-Maßnahmen sowie der Aufbau und die Pflege von nützlichen Kontakten.

7.1 Marketing-Maßnahmen

Marketing-Maßnahmen

Marketing-Maßnahmen sind vor allem dann wichtig, wenn der junge Anwalt eine eigene Kanzlei gründet oder eine Partnerschaft eingeht. In diesem Fall ist es nötig, seinen Namen schnellstmöglich bekannt zu machen.

Bereits angeklungen ist die Möglichkeit, Fälle zu übernehmen, die viel Aufmerksamkeit in den Medien bekommen.

Wichtig hierbei: In keiner Situation darf die Vertretung des Mandanten unter dem Ziel des Marketings leiden. Außerdem besteht die Option, in Fernsehshows aufzutreten oder in den Medien Einschätzungen zu großen Fällen abzugeben.

In Deutschland gibt es einige Beispiele für Juristen, die diesen Weg gegangen sind. Sewarion Kirkitadse war zunächst im ZDF beim „Verkehrsgericht“ zu sehen, später in der Serie „Richter Alexander Hold“. In den Medien ist er seitdem immer mal wieder vertreten, beispielsweise im Jahr 2013, als er seine Einschätzung zum Fall Uli Hoeneß abgab.

Eine eher neue Form des Marketings ist der Podcast. Einige Juristen besprechen hier ebenfalls größere Fälle, andere gehen auf bereits erledigte eigene Verfahren ein. Ein prominentes Beispiel für diesen Weg ist Dr. Alexander Stevens, der seit einigen Jahren einen festen Platz im True-Crime-Podcast von Bayern 3 innehat.

Wieder andere nutzen die Option, Bücher zu schreiben. Das ist allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt der Karriere sinnvoll, wenn bereits einige Erfahrung besteht. Uwe Krechel beispielsweise hat in seiner Laufbahn oftmals Mordfälle behandelt. 2011 erschien sein Buch „Mördermann: Ich verteidige Menschen, nicht ihre Taten“. Im Jahr 2020 veröffentlichte der Streaming-Dienst Joyn eine gleichnamige Serie.

7.2 Hilfreiche Kontakte

Schlussendlich sollten Berufseinsteiger versuchen, sich ein gutes Netzwerk aus Kontakten aufzubauen. Relevant sind hierbei allen voran erfahrene Kollegen, die mit Rat und Tat zur Seite stehen und vielleicht ab einem gewissen Punkt sogar zum Mentor werden.

Bei einem Anstellungsverhältnis lassen sich solche Verbindungen in der eigenen Kanzlei knüpfen. Zudem besteht vor Gericht die Gelegenheit, mit dem ein oder anderen Kollegen ins Gespräch zu kommen. Neben dem Zugewinn an Wissen kann eine spätere Partnerschaft mit einem bereits renommierten Juristen den Ruf eines jungen Anwalts massiv fördern.

Andere Themen

Autorenprofil

Hannes Schubert

Studium:

  • Rechtswissenschaften in Marburg und Bonn
  • Schwerpunktbereich: Wirtschaft und Wettbewerb
  • Abschluss des 1. Juristischen Staatsexamens