Landwirtschaft – Tierseuchenrecht – Dringende nationale Maßnahmen gegen
die bovine spongiforme Enzephalopathie – Spezifiziertes Risikomaterial
In der Rechtssache C-477/98
betreffend ein dem Gerichtshof nach Artikel 177 EG-Vertrag (jetzt
Artikel 234 EG) vom Court of Appeal in Northern Ireland (Vereinigtes
Königreich) in dem bei diesem anhängigen Rechtsstreit
Eurostock Meat Marketing Ltd gegen Department of Agriculture for
Northern Ireland
vorgelegtes Ersuchen um Vorabentscheidung über die Auslegung des
Artikels 9 der Richtlinie 89/662/EWG des Rates vom 11. Dezember 1989 zur
Regelung der veterinärrrechtlichen Kontrollen im innergemeinschaftlichen
Handel im Hinblick auf den gemeinsamen Binnenmarkt (ABl. L 395, S. 13),
der Entscheidung 97/534/EG der Kommission vom 30. Juli 1997 über das
Verbot der Verwendung von Material angesichts der Möglichkeit der
Übertragung transmissibler spongiformer Enzephalopathien (ABl. L 216, S.
95) und des Artikels 36 EG-Vertrag (nach Änderung jetzt Artikel 30 EG)
erlässt
DER GERICHTSHOF
unter Mitwirkung des Präsidenten G. C. Rodríguez Iglesias, der
Kammerpräsidenten C. Gulmann, A. La Pergola, M. Wathelet und V. Skouris,
der Richter D. A. O. Edward, J.-P. Puissochet, P. Jann, L. Sevón
(Berichterstatter) und R. Schintgen sowie der Richterin F. Macken,
Generalanwalt: S. Alber Kanzler: L. Hewlett, Verwaltungsrätin
unter Berücksichtigung der schriftlichen Erklärungen -der Eurostock Meat
Marketing Ltd, vertreten durch A. O’Caoimh, SC, und Barrister C. Carney,
beauftragt durch die Solicitors Robert A. Mullan & Son, -der Regierung
des Vereinigten Königreichs, vertreten durch R. Magrill, Treasury
Solicitor’s Department, als Bevollmächtigte im Beistand von K. Parker,
QC, und Barrister B. McCloskey, -der deutschen Regierung, vertreten
durch Ministerialrat W.-D. Plessing und Regierungsdirektor C.-D.
Quassowski, Bundesministerium für Finanzen, als Bevollmächtigte, -der
französischen Regierung, vertreten durch K. Rispal-Bellanger,
Abteilungsleiterin in der Direktion für Rechtsfragen des Ministeriums
für auswärtige Angelegenheiten, und R. Loosli-Surrans, Chargé de mission
in derselben Direktion, als Bevollmächtigte, -der niederländischen
Regierung, vertreten durch M. A. Fierstra, Leiter der Abteilung
Europarecht im Ministerium für auswärtige Angelegenheiten, als
Bevollmächtigten, -der Kommission der Europäischen Gemeinschaften,
vertreten durch Rechtsberater P. Oliver und G. Berscheid, Juristischer
Dienst, als Bevollmächtigte,
aufgrund des Sitzungsberichts,
nach Anhörung der mündlichen Ausführungen der Eurostock Meat Marketing
Ltd, vertreten durch M. Lavery, QC, der Regierung des Vereinigten
Königreichs, vertreten durch R. Magrill und K. Parker, der deutschen
Regierung, vertreten durch W.-D. Plessing, der niederländischen
Regierung, vertreten durch M. A. Fierstra, und der Kommission, vertreten
durch P. Oliver und G. Berscheid, in der Sitzung vom 7. März 2000,
nach Anhörung der Schlussanträge des Generalanwalts in der Sitzung vom 13. April 2000,
folgendes Urteil
1. Der Court of Appeal in Northern Ireland hat mit Beschluss vom 9.
November 1998, beim Gerichtshof eingegangen am 21. Dezember 1998, gemäß
Artikel 177 EG-Vertrag (jetzt Artikel 234 EG) vier Fragen nach der
Auslegung des Artikels 9 der Richtlinie 89/662/EWG des Rates vom 11.
Dezember 1989 zur Regelung der veterinärrechtlichen Kontrollen im
innergemeinschaftlichen Handel im Hinblick auf den gemeinsamen
Binnenmarkt (ABl. L 395, S. 13), der Entscheidung 97/534/EG der
Kommission vom 30. Juli 1997 über das Verbot der Verwendung von Material
angesichts der Möglichkeit der Übertragung transmissibler spongiformer
Enzephalopathien (ABl. L 216, S. 95) und des Artikels 36 EG-Vertrag
(nach Änderung jetzt Artikel 30 EG) zur Vorabentscheidung vorgelegt.
2. Diese Fragen stellen sich in einem Rechtsstreit zwischen der
Eurostock Meat Marketing Ltd (im Folgenden: Klägerin) und dem Department
of Agriculture von Northern Ireland (Landwirtschaftsministerium für
Nordirland; im Folgenden: Ministerium) wegen der Einfuhr von Rindsköpfen
aus Irland nach Nordirland.
DER GERICHTSHOF
hat auf die ihm vom Court of Appeal in Northern Ireland mit Beschluss vom 9.
November 1998 vorgelegten Fragen für Recht erkannt:
Ein Mitgliedstaat darf die Einfuhr von Rindsköpfen, die Material
enthalten, das im Hinblick auf bovine spongiforme Enzephalopathie als
Risikomaterial eingestuft ist, als vorsorgliche Schutzmaßnahme gemäß
Artikel 9 Absatz 1 Unterabsatz 4 der Richtlinie 89/662/EWG des Rates vom
11. Dezember 1989 zur Regelung der veterinärrrechtlichen Kontrollen im
innergemeinschaftlichen Handel im Hinblick auf den gemeinsamen
Binnenmarkt untersagen, wenn die Kommission zwar gemäß Artikel 9 Absatz
4 der Richtlinie 89/662 eine Entscheidung wie die Entscheidung 97/534/EG
vom 30. Juli 1997 über das Verbot der Verwendung von Material angesichts
der Möglichkeit der Übertragung transmissibler spongiformer
Enzephalopathien erlassen hat, die die Entnahme solchen Materials
vorschreibt und seine Verwendung verbietet, deren Inkrafttreten aber
aufgeschoben worden ist.